Träger des Hauptpreises 2007:
Prof. Achim Freyer

Träger des Förderpreises 2007:
Moritz Nitsche




Begrüssung

Cathérine Miville
INTENDANTIN STADTTHEATER GIESSEN  

Einen wunderschönen guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Ich heiße Sie zum Festakt anlässlich der Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises 2007 hier im Stadttheater Gießen ganz herzlich willkommen.

Zum dritten Mal nun wird dieser Preis vergeben - und mein Vorgänger lehrte mich, in Gießen ist alles Tradition, was mehr als zweimal stattfindet. Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis ist nun also eine Gießener Tradition, eine schöne, eine wichtige Tradition. Zum einen wirkt sie doch gegen das Vergessen eines großen Künstlers; zum anderen Bühnenbild-Preise in der an Auszeichnungen gar nicht so armen Theaterszenen sind immer noch eine Rarität - der Hein-Heckroth Bühnenbildpreis eine ganz vorzügliche.

Wenn ich mich allerdings richtig erinnere, war die Tradition bisher, die Verleihungen jeweils im Frühjahr vorzunehmen - nicht im Hochsommer; aber gestern verlor Deutschland bei der Eishockey-Weltmeisterschaft und Eishockey-Weltmeisterschaften fanden ja früher auch nicht während der Freibad-Saison statt.

Wie auch immer. Ich freue mich und danke Ihnen allen sehr, dass Sie trotz der Wetterverlockungen heute Vormittag hier sind - ehren Sie damit doch sehr eindrücklich den in Gießen geborenen, so bedeutenden Maler und Bühnenbildner Hein Heckroth, aber natürlich und vor allem auch die diesjährigen Preisträger, die Laudatoren und nicht zuletzt ehren Sie durch Ihr Kommen auch die ebenso langjährige wie erfolgreiche Arbeit von Dietgard Wosimsky, der Vorsitzenden der Hein-Heckroth-Gesellschaft, die ich sehr herzlich begrüße und ihr - sicher auch in Ihrer aller Namen - für ihr ebenso außergewöhnlich hartnäckiges wie charmantes Engagement sehr herzlich danke.

Seit wenigen Tagen schaut er ja nun recht wohlwollend aus dem Theaterpark - korrekter aus der Südanlage - hinüber auf unser wunderschönes Haus. Und jeden Morgen, wenn ich so an der neuen Hein-Heckroth-Büste von Detlef Kraft vorbei ins Theater gehe oder radle, denke ich: Ich hätte ihn gerne kennen gelernt, den Mann mit den wachen Augen und diesem verschmitzt fröhlichen Lächeln. 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die meisten von Ihnen wissen es, unser Theater feiert in den kommenden Wochen sein 100. Jubiläum und so sind wir zur Zeit gerade in den letzten Zügen der Arbeiten zu einem Buch, das wir zu diesem so schönen Anlass herausbringen werden. Neben einem Einblick in die Gegenwart des Stadttheaters, einem Überblick über 100 Spielpläne und einem Ausblick, der sich mit Fragen von Kindern und Jugendlichen an die Zukunft beschäftigt, werfen wir darin natürlich auch einen Blick zurück auf die 100-jährige Geschichte unseres Stadttheaters.

Dafür haben wir heftig in Archiven gestöbert, und es war erneut äußerst spannend und beeindruckend, sich die Entwicklungen im Theater der letzten Jahrzehnte wieder einmal vor Augen zu führen, gerade und ganz besonders im Bereich der Ausstattungen.

Aus der „Kulisse“, aus dem festen bebilderten szenischen Rahmen wurde eine Kunst zwischen den Künsten: Zwischen Literatur und der Bildenden-Kunst, zwischen der Bildenden-Kunst und Darstellung, zwischen Raum und Bild.

Der begrenzende und beschreibende Charakter eines Bühnenbildes, dessen Ursprung ja weit vor der Gründung einer Bürgerinitiative zum Bau eines Stadttheaters in Gießen liegt, wurde zu einer interdisziplinären Kunstform des „Dazwischen“ und des „Darüberhinaus“.

Prof. Achim Freyer formulierte 1987 - also quasi zum 80. Geburtstag unseres Stadttheaters:

„Die Bühne ist ein großer Spiegel uns gegenüber, in dem wir über uns lesen. Gleichnis, Spiegelung der Welt, Bei-Spiel. Nicht Interpretation, nicht Illustration, nicht Illusion, nicht Imitation der Welt, nicht Welt, sondern höchstens Theater.“

Ich freue mich wirklich sehr Prof. Achim Freyer heute Vormittag hier in unserem Theater begrüßen zu dürfen. Lieber Herr Freyer, es ist mir eine große Ehre, Sie in unserem Stadttheater als Gast und Preisträger ganz herzlich willkommen zu heißen. Sie waren ja schon gestern Abend bei uns und haben sich die Premiere von AMPHITRYON angeschaut und danach mit uns gefeiert - auch dafür möchte ich Ihnen noch einmal sehr herzlich Dankeschön sagen, Sie haben damit unserem ganzen Haus eine große Freude gemacht. Es ist auch sehr schön, dass Sie Spieler Ihres Freyer-Ensembles mitgebracht haben – auch ihnen allen ein herzliches Willkommen.  

Die Preisverleihung an Achim Freyer wird Prof. Ralph Alexander Lorz übernehmen, unser „neuer“ Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Lieber Herr Prof. Lorz, es ist mir wirklich eine ganz besondere Freude, dass Sie - noch so frisch im Amt und trotz der Fülle der übernommenen Aufgaben - heute bei uns sind und damit natürlich vor allem den Preisträger ehren. Gleichzeitig lernen Sie aber auch unser wunderschönes Gießener Stadttheater kennen und -  und da verlasse ich mich ganz auf den einnehmenden Charme unseres 100jährigen Hauses - vielleicht auch ein Stückchen lieben lernen. Herzlich Willkommen Staatssekretär Prof. Ralph Alexander Lorz.

Als Laudator begrüße ich ganz herzlich Hermann Beil, den Grand-Senieur der Dramaturgie und Co-Direktor des Berliner Ensembles. Lieber Herrmann Beil, Sie haben uns für das eben erwähnte Buch zum Theaterjubiläum den Satz geschickt: „Das Stadttheater Gießen ist das Theater meiner Schulzeit, die theatralischen Erlebnisse aber sind geblieben, sie haben weitergewirkt“. Sie wissen, das Stadttheater in Basel hat mich als Jugendliche in dieser Weise geprägt. Sie waren zu meiner Schulzeit da Chefdramaturg; die Spuren, die sie damals legten, sind in unseren heutigen Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen durchaus noch spürbar. Ich freue mich, dass Sie heute nun schon zum zweiten Mal als Laudator bei uns sind.

Zum Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis wird dankenswerterweise auch ein Förderpreis verliehen. Das Berufsbild des Bühnenbildners hat sich ja in den vergangenen Jahrzehnten mindestens genauso verändert wie die Ausstattungen selber, äußerst komplexen und vielfältigen Aufgaben und Fragestellungen aus sehr unterschiedlichen Bereichen sehen sich daher junge Bühnenbildner neben der natürlich zentral geforderten künstlerischen Ausdruckkraft gegenüber. Ich freue mich daher ganz besonders, heute einen Förder-Preis-Träger begrüßen zu dürfen, der die Vielfalt der Anforderungen auf ganz wunderbare Weise meistert -  er hatte in Achim Freyer ja doch auch einen ganz guten Lehrer - Herzlich Willkommen Moritz Nitsche. 

Die Preisverleihung an Moritz Nitsche wird der Kulturdezernent der Stadt Gießen, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Stadttheaters, vornehmen. Herzlich willkommen Herr Dr. Reinhard Kaufmann.

Bei der Hein-Heckroth Bühnenbildpreis-Verleihung hat es Tradition, jeweils auf sehr unterschiedliche Weise auch den Namensgeber des Preises zu ehren – diesmal durch Prof. Dr. Hubertus Gaßner, dem Direktor der Kunsthalle Hamburg. Leider kann aber Prof. Gaßner heute nicht hier sein, daher begrüße ich an seiner Stelle den Gießner Schauspieler Rainer Domke, der die Laudation verlesen wird.

Ich freue mich, dass der Enkel von Hein Heckroth unserer heutigen Veranstaltung die Ehre gibt. Herzlich Willkommen Herr Jodi Routh.

Des Weiteren möchte ich die Vize-Präsidentin des Hessischen Landtages und ehemalige Kultur-Staatsministerin Frau Ruth Wagner sehr herzlich begrüßen. Über Ihr Kommen freue ich mich wirklich ganz besonders.

Liebe Frau Wagner, Sie haben damals nicht nur wesentlich dazu beigetragen, dass der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis ins Leben gerufen wurde, Sie haben grundsätzliche Maßstäbe in der hessischen Kulturpolitik gesetzt und Initiativen ergriffen, die in der Kulturszene dieses Landes noch lange nachwirken werden - ich darf in diesem Zusammenhang mit der Hessischen Theaterakademie, die mir, die uns natürlich besonders am Herzen liegt, nur ein Beispiel nennen.

Ich freue mich, dass aus dem Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kultur der Referent für Theater Herr Albert Zetzsche aus Wiesbaden zu uns gekommen ist, - ein Theaterpraktiker, der als Gesprächspartner nicht nur für unserer Theater von ganz unschätzbarem Wert ist, im Übrigen auch eine der Entscheidungen von Ruth Wagner, die sich hoffentlich noch lange positiv auf die Theaterarbeit in Hessen auswirken wird.

Ich begrüße heute Vormittag sehr herzlich den Kämmerer der Stadt Gießen Herrn Dr. Kölb und den Vorsitzenden der Gießener Stadtverordneten Versammlung Herrn Dieter Gail.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sind sicher damit einverstanden, dass ich bei der illusteren Gesellschaft, die sich heute in unserem Zuschauerraum zusammengefunden hat, keine weiteren persönlichen Begrüßungen mehr vornehme und abschließend nur noch allen MitarbeiterInnen und Mitarbeiter unseres Theaters, die trotz der Premiere gestern heute früh unsere Veranstaltung möglich gemacht haben und im Anschluss wieder zaubern werden, dass auch die heutige Vorstellung von ANATEVKA pünktlich beginnen wird, ganz herzlich für ihren frühen Einsatz danken.

Dem Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis wünsche ich ein langes Bestehen und uns allen eine schöne Feierstunde.

Und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


Begrüssung

Reinhard Kaufmann
Kulturdezernent der Universitätsstadt Gießen und Vorstandsmitglied der Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Im Namen des Magistrats der Universitätsstadt Gießen heiße ich Sie herzlich willkommen und wünsche allen von auswärts angereisten Gästen einen guten Aufenthalt in unserer Stadt.

Angesichts des recht umfangreichen Programms sehen Sie mir bitte nach, wenn ich auf Ein­zelbegrüßungen verzichte, so sehr die Stadt Gießen sich geehrt fühlt durch die Anwesenheit illustrer Gäste aus Politik, Kunst und Kultur. Ich danke Ihnen allen, dass Sie zu dieser Feier­stunde in das schöne Gießener Stadttheater gekommen sind.

Die Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V. verleiht im zweijährigen Rhythmus, nach 2003 und 2005 nun bereits zum dritten Mal, den vom Land Hessen gestifteten Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis und den von der Stadt Gießen gestifteten Hein-Heckroth-Förderpreis. Das spricht dafür, dass die Pflege des zarten Pflänzchens Bühnenbildpreis, von dem ich vor zwei Jahren an dieser Stelle gesprochen hatte, erfolgreich war und dass auch Wechsel an der Spitze im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst nicht zur Vernachlässigung der gärtnerischen Hinwendung an dieses Gewächs geführt haben. Dafür bin ich persönlich und im Namen des Magistrats der Stadt Gießen dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Herrn Udo Corts, ebenso dankbar wie seiner Vorgängerin im Amt, Frau Ruth Wagner, der wir die Aussaat dieses Pflänzchens zu danken haben. Und ich bin zuversicht­lich, dass ähnliches auch für die Stadt Gießen gilt, wenn eines Tages auch hier personelle Veränderungen in den politischen Gremien anstehen, gereicht doch die Auslobung und Ver­gabe des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises der Theaterstadt Gießen zur Ehre.

Ohne zu übertreiben, darf wohl festgestellt werden, dass sich dieser in der Bundesrepublik einmalige Kulturpreis zur Würdigung herausragender Leistungen auf dem Gebiet der Kunst­gattung Bühnenbild mit der Verleihung an so renommierte Preisträger wie Erich Wonder, Karl-Ernst Herrmann und heute Achim Freyer fest etabliert hat.

Der öffentlichen Würdigung des künstlerischen Erbes des in Gießen geborenen Bühnenbild­ners und Malers Hein Heckroth haben wir neben der nach ihm benannten Straße und dem Bühnenbildpreis vor einigen Tagen eine weitere Form des Gedenkens hinzugefügt: Nur we­nige Schritte von hier konnten wir im Rahmen des städtischen Skulpturen-Projektes "Gieße­ner Köpfe" eine in Bronze gegossene Porträtbüste von Hein Heckroth enthüllen, die der in Darmstadt lebende Bildhauer Detlef Kraft geschaffen hat. Hein Heckroth hat seinen Blick auf das Theater gerichtet, während die ebenfalls dort aufgestellte, von Martin Konietschke aus Dieburg modellierte Büste des Hugo von Ritgen, Professor für Architektur in Gießen und Wartburg-Restaurator, auf das nach ihm benannte Gebäude der Fachhochschule Gießen-Friedberg blickt. Die dritte, zur Zeit noch leer stehende Stele an jenem Ort im Theaterpark ist vorgesehen für den in Gießen geborenen Dirigenten und Komponisten Hermann Levi, des­sen Name insbesondere mit dem wachsenden Erfolg der Musik Richard Wagners verbunden ist.

Wir hatten zunächst daran gedacht, die Enthüllung der Porträtskulptur Hein Heckroths mit der diesjährigen Preisverleihung zu verknüpfen, haben dann aber doch Abstand genommen, um die heutige Feier nicht mit einem zu umfangreichen Programm zu überlasten. Meine Damen und Herren, ich lade Sie ein, nach dem Festakt den beiden Herren im Theaterpark einen Besuch abzustatten; Sie finden sie nach wenigen Schritten, vorbei am Röntgen-Denkmal, an dem Hauptweg Richtung Johanneskirche.

Mein Grußwort abschließend, möchte ich den beiden diesjährigen Preisträgern ganz herzlich gratulieren: Ihnen, Herr Professor Achim Freyer, zur Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnen­bildpreises 2007, und Ihnen, Herr Moritz Nitsche, für die Auszeichnung mit dem Hein-Heckroth-Förderpreis 2007; herzlichen Glückwunsch, meine Herren!

Und ich möchte allen, die zum Gelingen dieses Festaktes beigetragen haben, ganz herzlich danken, insbesondere Frau Cathérine Miville, die uns erneut den angemessenen und würdi­gen Ort für die Preisverleihung zur Verfügung gestellt hat, sowie dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Gießen, die mit der Bereitstellung der erforderli­chen Mittel für den Nachwuchspreis auch unter dem Zwang zu sparsamster Haushaltspolitik die gemeinhin als freiwillige Leistung eingestufte Kulturförderung als eine moralische Ver­pflichtung kommunaler Politik verstehen.

Vielen Dank!


begrüssung

dietgard Wosimsky
Vorsitzende der
Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Wenn ich auf die vorangegangenen Wochen und Monate der nicht immer einfachen Vorbereitung zurückblicke, muß ich gestehen, ich bin erleichtert, ich bin glücklich und dankbar,  Sie heute hier wieder zur Preisverleihung begrüßen zu können.
Mein Ziel war es vor sieben Jahren, mit der Schaffung dieses Bühnenbildpreises, den es bis dahin noch nicht gab, den in Gießen geborenen Hein Heckroth und speziell sein bühnenbildnerisches Werk zu würdigen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Verknüpft damit war und ist mein Anliegen, mit den Preisverleihungen hier in Gießen sowohl an hervorragende zeitgenössische Bühnenbildner als auch an vielversprechende Nachwuchs-Bühnenbildner, in der Theaterwelt des In- und Auslandes Beachtung für die Stadt Gießen und ihr schönes Theater zu finden.
Dies alles wäre aber nicht zustande gekommen ohne die Bereitstellung der finanziellen Mittel des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und der Giessener Stadtverordnetenversammlung.

Mein ganz besonderer Dank gilt daher Frau Staatsministerin a.D. Ruth Wagner, ihrem damaligen persönlichen Referenten Herrn Achim Güssgen sowie dem Kulturdezernenten unserer Stadt, Herrn Dr. Reinhard Kaufmann, der sein Engagement heute, mit dankenswerter Unterstützung durch Herrn Hans Goswin Stomps, im Vorstand der Hein-Heckroth-Gesellschaft fortsetzt.

Danken möchte ich an dieser Stelle jedoch auch all jenen, die sich in den vielen Jahren der Vorbereitung von meiner Begeisterung für diese Idee haben anstecken lassen und als Mitglieder oder Freunde der Hein-Heckroth-Gesellschaft diese Begeisterung noch immer teilen und nach außen tragen. 

Sie alle haben durch ihr Engagement und ihre Unterstützung mit dazu beigetragen, dass wir heute zum dritten Mal den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis überreichen können.

Da wir dies aber auch ein viertes, fünftes, sechstes Mal tun möchten, benötigt diese kleine Heckroth-Gesellschaft dringend Zuwachs.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich heiße Sie alle im Namen der Hein-Heckroth-Gesellschaft sehr herzlich willkommen, ganz besonders unsere Preisträger, Herrn Prof. Achim Freyer und Herrn Moritz Nitsche.

Wir freuen uns sehr, daß auch Herr Hermann Beil trotz seines übervollen Probenplans am Berliner Ensemble heute morgen noch per Flugzeug gekommen ist, um die Laudatio auf Achim Freyer zu halten.

Lieber Herr Beil,  wir wissen es zu schätzen und danken Ihnen nicht zuletzt auch für Ihren großen fachlichen Ideenreichtum, den Sie in diese Veranstaltung miteingebracht haben.

Den Mitgliedern des Freyer-Ensembles, die extra aus den verschiedensten Himmelsrichtungen Europas angereist sind, um den Auftakt für die heutige Preisverleihung zu gestalten, gilt unser ganz besonderer Dank für ihren fulminanten Auftritt.

Vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst begrüße ich sehr herzlich Herrn Staatssekretär Prof. Lorz, der nachher den Preis überreichen wird sowie seinen Referenten, Herrn Zetzsche, der mir stets mit großer Liebenswürdigkeit  behilflich ist, alle bürokratischen Hürden zu meistern.

Liebe Frau Miville, Ihnen als Hausherrin danke ich besonders, dass Sie es uns auch in diesem Jahr, trotz des großen Jubiläumstrubels,  ermöglicht haben, in unserem schönen Theater der Preisverleihung einen adäquaten Rahmen geben zu können.

Bei der ersten Preisverleihung 2003 an Erich Wonder hielt die Laudatio auf Hein Heckroth der Theatermann  Dr. Günther Rühle aus Frankfurt.

Als wir vor 2 Jahren Karl Ernst Herrmann auszeichneten, war es die Tochter des Choreographen Kurt Jooss, die uns in Ihren Erinnerungen die große Vorliebe Heckroths zum Ballett nahe brachte.

Heute nun verleihen wir den Heckroth-Preis an einen Bühnenbildner ganz eigener Art. Er ist ein Bühnenbildner, Regisseur und zugleich Maler.

Einige von Ihnen werden die Vernissage gestern Abend in meiner Galerie miterlebt haben. Wenn nicht, so haben Sie noch bis zum 15. Juni Gelegenheit, sich die Ausstellung mit den Werken von Achim Freyer anzuschauen.

Es war daher für mich folgerichtig, dass in der diesjährige Heckroth-Laudatio auch das malerische Werk von Heckroth mehr im Vordergrund stehen sollte.

Und    -   dass es dafür keinen Geeigneteren gibt als Prof. Hubertus Gaßner aus Hamburg. Leider war es Prof. Gaßner nicht möglich, heute nach Gießen zu kommen. Seine derzeitige Ausstellung „Hommage an Malewitsch“ und der Schwarze Kubus vor der Kunsthalle haben großes Aufsehen erregt und dann für ihn unvorhersehbare Termine mit sich gebracht.

Ich bin dem bekannten Schauspieler dieses Hauses,  Herrn Reiner Domke sehr dankbar, dass er sich kurzfristig bereit erklärt hat, uns Herrn Gaßners Ausführungen vorzutragen.

Vielen Dank! Bitte schön, Herr Domke.


Laudatio auf Hein Heckroth:

Prof. Dr. Hubertus Gaßner
Direktor der Kunsthalle Hamburg

es liest Rainer Domke, Stadttheater Gießen

 

Hein Heckroth – Der Maler
Das malerische Werk von Hein Heckroth umfasst genau ein halbes Jahrhundert  - ganze fünfzig Schaffensjahre von 1920–1970. Das OEuvre ist höchst fragmentarisch auf uns gekommen. Zumindest bis 1956 blieben von seinen Gemälden und Zeichnungen nur Bruchstücke erhalten. Die doppelte Emigration nach Frankreich und anschließend nach England brachte ebenso große Verluste im Bestand des Frühwerks wie die Beschlagnahmung seiner Bilder durch die Nationalsozialisten. Eine Betrachtung seiner Malerei in ihrer Genese muß deshalb notgedrungen viele Lücken überspringen und an manchen Fehlstellen mit Vermutungen Brücken bauen. Doch läßt sich auch beim Blick auf das Gesamtwerk mit Sicherheit sagen, bei Heckroth stand immer die menschliche Figur im Mittelpunkt seines Interesses, sie empfand der Maler als Herausforderung und Anregung zugleich. Kein Wunder, dass die Medien sich häufig wechselseitig inspirierten und ineinander changierten: die Bühne als gemaltes Bild, das Bild als Raumbühne.

Dennoch wollte der Künstler selbst, zumindest in späteren Jahren, seine Malerei als die zweckfreie Gegenwelt zur Bühnen- und Filmgestaltung mit ihren Sachzwängen durch Drehbuch, Regie und Technik verstanden wissen. Dabei galt ihm die eigene, sog. freie Kunst nicht als private Erholungspause zwischen den öffentlichen Auftritten in Theater, Film und Fernsehen. Ganz im Gegenteil. Für Hein Heckroth war die Malerei Ausgangs- und Zielpunkt seines Lebensentwurfs.

Zeit zum Malen blieb dem viel engagierten Bühnenbildner und Filmgestalter nur sporadisch, dennoch genug, um ein größeres Oeuvre auch in diesem Kunstbereich zu schaffen. Als mehr oder weniger selbständiger Künstler trat Hein Heckroth seit 1924 auf – nach kurzer kaum 2jähriger Lehrzeit in der Frankfurter Städelschule und an der Zeichenakademie in Hanau.

Im geometrisierenden Stil der Zeit, man denke an etwa zeitgleiche Ein- oder Mehrfigurenbilder von Otto Dix, George Grosz und Rudolf Schlichter, wird der Mensch in eine Kastenwelt gestellt, die ihm fremd und starr gegenübersteht. Unvermitteltes Beieinander von gerundetem Körper und gradliniger Kante, von Enge und Weite verleihen den Figur-Raum-Beziehungen trotz aller Geometrisierung eine Spannungsgeladenheit und Emotionalität, die das expressionistische Erbe nicht verleugnet.

1924 heiratet Hein Heckroth in Gießen die Malerin Ada Maier. Noch im gleichen Jahr wird er an die Städtischen Bühnen nach Münster berufen.

In Münster bringt er, ausgehend von seinen Raumbildungen in der Malerei, eine Formrevolution des Bühnenraums ins Theater, die ihn in Kürze zu einem der wenigen Neuerer im Bereich des Musik- und des Tanztheaters werden lässt, für das er fordert:

( Zitat) „strenge Raumkonstruktionen Rationalität und technische Präzision der Maschinenkunst“.  (Zitat Ende)

Später kommen ihm Zweifel an seiner eigenen Bühnengestaltung aus diesen Anfangsjahren.

1925 lernt er Bert Brecht kennen. Von ihm entsteht im selben Jahr eine Gouache mit Schlips, Brille und der berühmten Lederkappe auf dem schmalen Kopf, die schon ganz in Richtung Neue Sachlichkeit weist. 4 Jahre später richtet der Maler und Bühnenbildner einen offenen Brief an den Dichter und Stückeschreiber, sich von seinem eigenen Inszenierungs- und wir können ergänzen: Malstil selbstkritisch distanzierend. Mit ironischem Unterton bekennt sich Hein Heckroth nun zu mehr Sachlichkeit.

Dies Plädoyer für das Natürliche und gegen das unnatürlich Steile der Kuben und Figurinen in den Gemälden und Bühnenausstattungen aus den Jahren 1924-26 erschien in den Blättern der Städtischen Bühnen Essen.

Nach Essen war Heckroth 1927 als künstlerischer Beirat der Städtischen Bühnen verpflichtet worden. Während er in der Nachfolge von Caspar Neher als Chef des Ausstattungswesens und zugleich als Leiter der Fachklasse für Bühnengestaltung an der Folkwangschule Essen tätig ist, kann seine schöpferische Produktivität im Bereich des Theaters voll zur Entfaltung kommen. Dennoch bleibt Heckroth auch als Kunstmaler nicht untätig. Parallel zur Versachlichung des Bühnenbildes ändert sich auch sein Malstil.

Das heute im Stadtmuseum Düsseldorf aufbewahrt Selbstbildnis von 1928 zeigt einen massigen, mit pastosen Pinselstrichen gemalten Kopf. Sein physiognomischer Ausdruck changiert zwischen einem süffisanten Lächen der Mundpartie und zusammgekniffenen, kritisch musternden Augen.

Dieses Selbstbildnis fügt sich ein in das Spektrum der Stillagen, die unter den Künstlern der Rheinischen Sezession am Ende der 20er Jahre verbreitet sind: von der veristischen Malweise eines Otto Dix, Arthur Kaufmann und Gert Wollheim bis zum verhalteneren rheinischen Expressionismus eines Karl Schwesig.

Mit diesen Malern verkehrte Hein Heckroth im nahe gelegenen Düsseldorf bei der legendären Mutter Ey. Als Mitglied ihres Künstlerkreises sehen wir ihn auf einem Foto ihr zur Rechten sitzend inmitten der Gratulanten zum 65jährigen Geburtstag der Künstlermutter und Galeristin.

Doch diese Künstleridylle im damals noch behäbigen Düsseldorf sollte nicht lange währen.

1933 beschlagnahmt der von der neuen nationalsozialistischen Machthabern eingesetzte Direktor des Düsseldorfer Kunstmuseums, Dr. Hupp, wegen angeblicher Mietschuld an die Stadt Düsseldorf in der Galerie der Johanna Ey die Bilder ihrer Künstler.

Mit dieser ungesetzlichen Maßnahme sind nahezu alle Werke Heckroths aus dieser Periode verlorengegangen. Es sollten weitere barbarische Maßnahmen folgen: im gleichen Jahr wird über Heckroth das Lehr- und Malverbot verhängt, womit er seine Stelle an der Folkwangschule Essen und die für die Dresdener Akademie in Aussicht gestellte Professur verliert.

Nachdem er 1932 noch den Kunstpreis der Rheinischen Sezession erhalten hatte, musste er das Land für die nächsten 23 Jahre verlassen. Von den Nationalsozialisten am ersten Höhepunkt seiner Künstlerkarriere in die Emigration gezwungen, folgt Heckroth seiner Frau 1934 nach Paris.

Für die Neuorientierung im malerischen Werk von Heckroth nach 1934 dürften die intensiven Gespräche mit Carl Einstein keine unbedeutendete Rolle gespielt haben. Bei ihm wohnte der Künstler zusammen mit seiner Frau während seiner Pariser Emigration.

Für Einsteins Kunstanschauung in dieser Zeit sind die Begriffe „Halluzination“ und „Metamorphose“ von zentraler Bedeutung. In der mit Georges Bataille seit 1929 herausgegebenen Kunstzeitschrift werden sie entwickelt.

Bei Klee und Picasso, vor allem aber bei Masson und Miró beobachtet Einstein einen (Zitat) „Aufruhr gegen die Übereinkünfte und die Abänderung des Bildes vom Wirklichen. Diese Künstler erzeugen in ihren Bildern neue Gegenstände, und zwar solche, die nicht aus einem äußeren optischen Bild gewonnen werden, sondern aus inneren halluzinativen Prozessen.“(Zitat Ende)

Diese immanente Welt aber unterliegt anderen Gesetzen und Abläufen als die äußere.

Die zunehmende Mechanisierung des menschlichen Lebens und die Rationalisierung eines von Wissenschaft und Technik geprägten Bewusstseins machen, so Einstein, eine Artikulation der seelischen Abläufe im bildnerischen Prozeß erforderlich. Ihre Niederschrift im Bild soll bei der Gestaltbildung und Zeichensetzung zu einer Bewusstwerdung von Verdrängungen führen  - gerade auch angesichts des heraufziehenden Faschismus, wo das durch Rationalismus und Mechanisierung Verdrängte mit destruktiver Gewalt hervorbricht.

Wenn diese halluzinativ-metamorphotische Malerei Heckroths noch in der ersten Hälfte der 30er Jahre als ein Versuch verstanden werden konnte, durch gestaltendes Bewusstmachen der Dialektik der Aufklärung die „Wirklichkeit menschlicher zu machen“, so musste er diese Hoffnung in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts endgültig begraben – spätestens nach dem Sturz der Spanischen Republik durch die faschistischen Gewaltherrscher.

Die Schrecken der Zeit führten den Maler zu eindeutiger lesbaren Symbolzeichen zurück. Am Ende der 30er Jahre ging er zur figurativen Darstellung einer surrealistischen Szenerie über.

In England, wohin ihn die zweite Emigration führte, entstanden in traumartig verlassenen Weltlandschaften angesiedelte Figurenbilder. Die Bekanntschaft mit der englischen Ausprägung des Surrealismus mit ihren überscharf gemalten Abbildungen mysteriöser und auch traumatisch anmutender Szenerien mag diesen erneuten Übergang zum Figurativen noch befördert haben. Mit dem surrealistischen  Maler und Kunstschriftsteller Roland Penrose waren die Heckroths in England eng befreundet.

Die surreale Szenerie erzählt in den meisten der figuralen Bilder Heckroths aus den 40er Jahren Geschichten, wenn auch keine leicht oder endgültig entzifferbaren. In diesem narrativen Grundzug wirken sie häufig wie Bühnenbildentwürfe zu einem Stück, das noch auf seinen Autor wartet. Als Ort der Handlung kehrt in den Bildern dieser Zeit die grenzenlose Ebene unter hohem Himmel immer wieder. Der Bildraum weitet sich zum Bühnenraum und darüber hinaus zur Weltlandschaft.

Wir kennen diese Weltlandschaften auch von Altdorfer, Bosch und Leonardo da Vinci. In den 50er und 60er Jahren werden diese Künstler für Heckroths malerisches Schaffen weit wichtiger werden als die Surrealisten in den vorausgehenden Jahren.

Ja, die berühmte Äußerung Leonardos: „ich habe in den Wolken und an Mauern schon Flecken gesehen, die mich zu schönen Erfindungen verschiedenster Dinge anregten“,

diese Äußerung könnte als Leitmotiv über dem bildnerischen Werk der letzten zwanzig Jahre stehen. 

Falsch wäre es zu sagen, bei Heckroth löse sich in den 50er und 60er Jahren die Form auf, sie zerfließe in einem Gespinst oder Gewebe ohne tektonische Struktur. Umgekehrtes ist der Fall.

Am Anfang steht der „formlose Entwurf“, wie Leonardo ihn empfahl, der amorphe doch nicht strukturlose Fleckenteppich oder das Geschiebe der Wolken und Gekräusel des Wassers. Diese scheinbar noch flüssige und brodelnde, noch in Bewegung befindliche, jedenfalls noch nicht zur Form erstarrte Malmaterie führt uns jenes panta rhei vor Augen, das nicht nur unser Sehen sondern auch unser Vorstellungsvermögen wieder in Bewegung versetzt  - das die Grenzen zwischen natura naturans und natura naturata wieder verflüssigt und die Welt als Prozeß des Werdens und Vergehens zeigt.

Gestaltbildung wird für Heckroth jetzt zu einem Balanceakt zwischen der Verfestigung zur eingefrorenen Form und der Regression in amorphe Gestaltlosigkeit.

Sein Bild Undine von 1968 demonstriert diese Prozessualität der Kunst und Wirklichkeit auf eindrückliche Weise. Aus dem Wasser als der prima materia tauchen menschliche und tierische Gestalten wie glimmernde Irrlichter auf. Kaum erschaffen und sich regend, scheinen sie alsbald wieder in den wässrigen Grund hinabzusinken.

Nicht nur in diesem Bild wird die Landschaft in ein Gewimmel von Figuren transformiert, tauchen aus dem Fleckengewebe kaum greifbare und dennoch sichtbare Mensch- und Tiergestalten auf.

Diese Metamorphosen verleihen den Bildern der späteren Jahre – ebenso wie die mehr dem Tachismus nahestehenden, über die Bildfläche schwebenden Farbgeflechte und Schaumkronenspiele  die vielschichtige Bewegtheit natürlicher Wachstumsprozesse.

„Wenngleich“  - schreibt Leonardo da Vinci am Schluß seines Traktats über die Tätigkeit des Malers  -  „diesen Flecken für sich in ihren einzelnen Teilen jegliche Vollkommenheit fehlte, mangelte es ihnen nicht an Vollkommenheit in ihren Bewegungen und sonstigen Wirkungen.“


Laudatio auf Achim Freyer

Hermann Beil
Dramaturg des Berliner Ensembles

Das Blatt mißt 9,5 x 12 cm. Eine feine Nase, ein ausdrucksvoller Mund, charakteristische Ohren, die Stirn etwas angeschnitten, nicht weggeschnitten, nur angeschnitten – der Betrachter wird sie selbst hinzudenken. Alles fein gezeichnet. Das besondere aber an dieser Bleistiftzeichnung sind die großen Augen. Ein ernster, klarer Blick, freundlich offen forschend, ein genauer Blick. Ein An-Blick und zugleich ein Aus-Blick, weil der Blick durch den Betrachter hindurch in die Weite geht. So erscheint mir das kleine, zarte, bestechend präzise, fast schon zeitlos wirkende Selbstporträt des erst vierzehnjährigen Achim Freyer. Eine Zeichnung aus dem Jahre 1948, entstanden also drei Jahre vor dem Studium der Gebrauchsgraphik, sechs Jahre bevor Freyer Meisterschüler bei Bertolt Brecht an der Akademie der Künste in Berlin geworden ist. Das kleine Bild zeigt uns einen Menschen, der in ein großes Weltenstück hinein- und wiederum hinausschaut. Ein Weltenstück freilich hinter dem in fünf Jahrzehnten unendlich viele Weltenstücke aufscheinen werden, d.h., durch seine eigene Arbeit konkret zu Erscheinung kommen:

Zuerst in Berlin-Ost, später Berlin-West, in Köln, in Stuttgart immer wieder, in Hamburg, München, Brüssel, Bonn, Schwetzingen und Salzburg, in Frankfurt, in Wien immer wieder, in Gütersloh, in Leipzig, Mannheim, Venedig, in Warschau, in Moskau. Demnächst endlich mit Wagners „Ring“, natürlich nicht in Bayreuth, wo Phantasie durchaus von Nöten wäre, aber immerhin in der Neuen Welt. Die Orte von Freyers Theaterschaffen und die Orte seiner Bilderausstellungen, sie sind nur durch künstlerisches Interesse definiert. Achim Freyer würde auch in der Sahara oder am Südpol inszenieren, wenn es die künstlerische Idee und ein authentisches Projekt gebieten. So ist er auch an Menschen interessiert und nicht an Namen, Karrieren oder Eitelkeiten, er mag besondere Menschen und vor allem deren Besonderheit. Deswegen hat er mit Benno Besson, Adolf Dresen, Ruth Berghaus, Hans Neugebauer, Hans Lietzau und immer wieder mit Claus Peymann zusammengearbeitet. Deswegen sind ihm zeitgenössische Komponisten die selbstverständlichsten künstlerischen Partner, Dieter Schnebel möchte ich besonders hervorheben. Und doch liegt es in der Logik seiner Arbeit, daß er schließlich Prospero und Ariel, also Magier und Luftgeist zugleich sein will, Bühnenbildner und Regisseur in einer Person, Theatermaschinist und Kulissenfürst war er ja schon längst. Theatererfinder obendrein. Mit Schwierigkeiten geht Freyer auf schöpferische Weise um, er flieht nicht davor, er sucht sie, er benutzt sie. Er geht jedes Wagnis ein im Vertrauen auf die sanfte Kraft der Kunst. Beispielhaft bei seiner magischen „Hamlet“-Inszenierung am Berliner Ensemble. Wenn sein Hauptdarsteller aus unerklärlichen Gründen nicht mehr will, dann spielt der Schauspieler des Königs eben auch noch den Hamlet. Verblüffenderweise geht es, weil der Regisseur Freyer es so denkt und gerade durch seine strikte Selbstverständlichkeit absolut überzeugt. Zwar nicht den einen oder anderen Theaterkritiker, aber jeden neugierigen Zuschauer, selbst wenn er aus England kommt. Achim Freyers künstlerische Arbeit ist nicht zu katalogisieren, einzureihen, abzustempeln. Seine Phantasie empfinden gerade deswegen manche Zuschauer als provozierend, dabei lehrt sie uns doch nur, wie phantasielos wir selbst immer wieder sind.

Aber immer wieder schafft es Freyers sanfte Beharrlichkeit, die Türen in die Seelen und Gehirne der Menschen zu öffnen – selbst oder gerade auf Wegen, die keiner kennt.

Die Uraufführungsinszenierung von Helmut Lachenmanns Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, eine erfinderische Leistung, die nicht hoch genug gepriesen werden kann, war dasErgebnis von Freyers inspirierender Arbeitsweise mit der Sprache der Bilder zu sprechen, und auf Musik mit einer Komposition aus Bildern zu reagieren.

Aus dem vermeintlichen Skandalstück „Die Metamorphosen des Ovid“ am Wiener Burgtheater wurde ganz leise und umso eindringlicher ein geradezu süchtigmachendes Kultstück. Der weitschwingende Gedankenflug der ins Bild gefaßten Friedenssehnsucht in Philip Glass’ Oper „Satyagraha“ erzeugte im Stuttgarter Publikum eine ekstatische Euphorie. Wer diese Aufführung erlebt hat, weiß, welch sinnliche Macht visionäres Musiktheater ausstrahlt. Gerade die raffinierte Simultaneität der theatralischen Mittel faßt alle Ängste und Sehnsüchte eines ganzen Jahrhunderts in eine klare Struktur, mehr noch: in einen großen, befreienden Vorgang: die Schrecken der Welt schienen durch Theater gebannt. Und warum gelingt dies Achim Freyer in Oper und Schauspiel mit „Freischütz“, „Iphigenie auf Tauris“, „Cenerentola“, Médée“, „Don Giovanni“, Büchners „Woyzeck“ oder Franz Xaver Kroetz’ „Eingeborener“? Oder mit den originellen Erfindungen des Freyer-Ensembles? Warum gelingt ihm die riskante Kühnheit, sich ausgerechnet von Händels „Messias“, Bachs „h-Moll-Messe“, Verdis „Requiem“ ein szenisches Bild zu machen? Es gelingt, weil Freyer und seine Ensemble dem Zuschauer noch nie gemachte Erfahrungen schenken. Jawohl, schenken! Die zwingende Beredsamkeit seiner theatralischen Geschenke kommt aus einer seltenen Demut gegenüber der Sprache, der Musik, der Form des Kunstwerkes. Freyer dichtet weiter, doch nie gegen den Geist eines Werkes. Er ist nicht klüger als das Werk, er versteht es nur besser. Und er will es vor allem genau verstehen. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, eine Mozart-Oper, ein Werk von Gluck oder einen „Fidelio“ in eine Flughafenbahnhofgewerkschaftsmehrzweck-betriebshalle zu verpferchen, ausgestattet mit den trostlosen Klamotten aus den bundesdeutschen Einkaufszonen. Es wäre ihm schlicht zu öde. Lieber scheitert er, als daß er es sich auf diese Weise bequem macht oder gar modisch anbiedert. Nein, er gräbt sich lustvoll in die Werke hinein und forscht nach den Energien, Utopien und Verheißungen. Wenn er z.B. „Freischütz“ inszeniert, dann inszeniert er den Inbegriff einer deutschen romantischen Oper geradezu als Inbegriff eines romantischen Traums. Und die Aufführung wird selbst zum Inbegriff. In seinen Inszenierungen reflektiert Freyer immer wieder die Mittel des Theaters, die Kunstform der Oper, die Gesetzmäßigkeit der Bewegungen, die Wirkung von Farben und Licht. Doch ist dieses Nachdenken nie dröge, nie pedantisch, nie humorlos, vielmehr entstehen, wie von selbst, wundersam schwebende Gebilde, die wie leuchtende Flugkörper ihre Kreise am Theaterhimmel ziehen. Suchen wir nach einer simplen Formel für Freyers Theater, so wäre vielleichtvon einer „komplizierten Einfachheit“ zu sprechen. Es ist nicht die Illusion, sondern die Sichtbarkeit und Durchsichtigkeit, die jene faszinierenden, grandiosen Erlebnisse aus seiner Arbeit verschaffen. In „Phaëton“ schien das ganze Burgtheater mit seiner gigantischen Theatermaschinerie zu explodieren, um eine „Weltkatastrophe“ ins Bild zu fassen. Doch nie zielt Freyer auf die absolute Perfektion. Ein irritierender Kratzer in der Ästhetik ist ihm allemal wichtiger als die glatte, ungebrochene, geschönte Form. Seine Arbeiten erzeugen keinen Rausch, sie blenden nicht, sie bedeuten Befreiung und machen Lust auf das Schauen, auf das Mit-Schauen. Insgeheim ist Freyers Theaterarbeit eine höchst vergnügliche Hohe Schule des Sehens. Aus optischen und akustischen Partikeln vermag Freyer ein von innerer Dramatik vibrierendes „Kleist-Monument“ oder den furiosen Tanz über dem Abgrund „Freyer und Toscanini probenTraviata“ zu komponieren. Aus dem Entwurfscharakter dieser Arbeit kommt ihre künstlerische Kraft.

Freyers Credo ist: Theater gibt keine Antworten, es stellt Fragen. Entscheidend aber ist die Intensität, mit der die Fragen gestellt werden. Freyers Intensität kennt keine Grenzen. Er stellt die Welt auf den Kopf und wir sehen diese Welt ganz neu und sind erstaunt. Doch Freyer gaukelt nichts vor, seine Theaterkunst bleibt transparent. Er nimmt Goethes Regieanweisungen in „Faust“ I und II äußerst penibel genau, weil er sie als poetisches Ausdrucksmittel begreift, und schafft damit zusammen mit Peymann im Stuttgarter „Faust“ einen grandiosen Wendepunkt in der Theatergeschichte. „Faust“ wird erstmals als eine große Tragikomödie begriffen und ingeniös in ein Spiel überführt, in dem philosophische Gedankengänge zu absolutem Theater werden. Freyers Stuttgarter „Faust“ war Menschheitsgeschichte in Form von vitalem Volkstheater. Ein Volkstheater freilich, das uns durch phantasievollstes Spiel erheiterte und zugleich klüger machte. Freyer prunkt mit seinem Wissen nicht, aber er benutzt es, er gebraucht es ganz selbstverständlich. Die Kunstgeschichte, die Bildergeschichte, die Geschichte der menschlichen Phantasie – all das ist bei Freyer zu Hause, bleibt aber kein trockenes historisches Wissen, sondern wird zum praktizierten Leben. Heiteres Beispiel dafür ist unsere erste Zusammenarbeit. Achim Freyer, Claus Peymann und ich dachten über Schillers „Räuber“ nach, d.h., wir dachten im Spazierengehen nach, hoch über dem Zürich-see, in den Wäldern um Stuttgart. Wandernd betrieben wir unsere Lektüre. Freyers Bühnenbild für unsere Aufführung in Stuttgart war denn schließlich eine gigantische Laubfläche, konkrete Metapher für die böhmischen Wälder, sinnfällige Metapher für eine verfallende, verfaulende Welt. Obendrein im Laufe der Spielzeit mit einem betörend morbiden Duft.

Wie aber kommt Achim Freyer zu dieser atemberaubenden Leichtigkeit? Einer Leichtigkeit, die alle Gesetze der Schwerkraft mit Anmut und Witz aufzuheben scheint. Vielleicht ist es seine stupende Neugier und seine unendliche Geduld. Wer Mozarts „Zauberflöte“ dreimal immer wieder ganz anders zu inszenieren vermag, der ist eben nicht bequem und denkfaul, dem ist die gefundene Lösung wiederum nur Auftrag, es sogleich nochmals ganz neu zu versuchen. Also entsteht eine vierte „Zauberflöte“, so geschehen kürzlich in Mannheim, „Mozarts Zauberflöte für 20 Finger“. Ich bin sicher, es wird bald eine fünfte „Zauberflöte“ geben. Es muß eine geben. Arnold Schönberg sagt: „Kunst kommt von MÜSSEN“.

Auf die Pressionen der DDR-Kultur-Bürokratie reagierte er einst mit der List der Phantasie, indem er zum Beispielfür Goethes „Clavigo“ das Bühnenbild änderte. Er machte es völlig neu, in anderen Farben, die der Obrigkeit allerdings wiederum mißfielen, weil der Sinn mißfiel. Später reagierte er auf die Pressionen sehr einfach: Er kehrte von einer Gastspielreise aus Italien nicht mehr zurück und holte seine Frau Ilona Freyer und seine Töchter auf abenteuerliche Weise in den Westen.

Mit dieser Haltung ist Freyer auch ein wahrer Schüler Brechts: Veränderung ist ihm ein Lebensprinzip.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

den Maler, Bühnenbildner, Regisseur, Ensemblegründer, Hochschul-Lehrer, Theatererfinder und Bühnenphilosophen, also den im wahrsten Sinne des Wortes universellen Künstler Achim Freyer, für den wir eigentlich eine nur ihm eigene Berufsbezeichnung uns überhaupt erst ausdenken müßten, zu preisen, käme mir der Sisyphos-Aufgabe gleich, hinter die Geheimnisse der Welt zu kommen, die uns Achim Freyer andererseits mit überwältigender Fülle sinnlich und unmittelbarerlebbar macht. Er macht sie erlebbar, weil er nicht erklärt, sondern Entwürfe versendet. Die poetischen Erlebnisse, die uns Achim Freyer schenkt, schaffen neue Welten, weil sie kein pures Wiederholen von etwas längst Bekanntem, kein einfältiges Abbilden nur der Oberfläche sind, sondern immer der Blick in die Tiefe, der Blick in die Zukunft, der Blick in die Vergangenheit und zugleich eine Bewegung, die Bewegung von Rändern zur Mitte und wieder zurück, und vor allem: die Erfahrung der Zeit. Vielleicht wird Ihnen, meine Damen und Herren, dies alles sehr abstrakt erscheinen, aber wenn Sie Freyers Geniestreich, einer von vielen, die Inszenierung von Claudio Monteverdis „Orfeo“ bei den Wiener Festwochen gesehen haben, dann haben Sie, trotz der schwarz/weiß Farben von Bild und Kostüm, ein hellsichtiges Beispiel erlebt, nämlich was es bedeutet, wenn drei Zeitalter – ein antiker Mythos, Musik und Theater der Renaissance und unserer Gegenwart – sich auf ideale Weise verbinden. Es war ein ergreifendes Lehrstück! Es war vor allem ein enthusiasmierendes Lehrstück, denn es lehrte uns, daß höchste Kunst und elementares Gefühl absolut keine Gegensätze bedeuten. Im Gegenteil: die Extreme berühren und befeuern einander. Viele Titel seiner Bilder benennen eine solche Komplexität, die herrliche Komplexität von Erlebnis und Erkenntnis. „Chaos und Stille“ war der Titel einer Retrospektive 1992. „Vor und hinter dem Fenster“, „Stehende und Vorübergehende“, „TaggespinsteNachtgesichte“, „Schaufenster und Spiegelung“, „Der verlängerte Blick“, „Verwandlungen“, „Bewegte Landschaft“, „Linie zur Fläche zum Raum“, – so heißen seine Bilder.

Achim Freyer malt und spielt mit der Bühne wie kein anderer, verschwenderisch in den Mitteln, präzise in der Form, luzide im Gedanken. Freilich ist seine Bühnenkunst immer mehr als Spiel: Sie ist wie das zweite Gesicht, denn Freyer zeigt, welche Welten hinter den Dingen liegen. Um das aber zu zeigen, praktiziert er eine grundlegende Erkenntnis Oskar Schlemmers: „Die Bühnenkunst ist vornehmlich eine Raumkunst.“ In der lustvollenEntschiedenheit, mit der Achim Freyer dieses Wissen aufden jeweiligen Raum bezogen adäquat anwendet, verleiht er selbst der Fläche eine unendliche Tiefe und der Langsamkeit die unwiderstehliche Kraft des Wechsels.

In Wahrheit begreift sich Achim Freyer in allen seinen Arbeiten immer als Maler.

„Die Maler sind die Götter der Erde, nichts ist der Dichter! Ein Buch muß er schreiben, um vor das Publikum treten zu können; auf einer Tafel mit einem Blick vermag der Maler sich auszusprechen, die höchste und allgemeinste Wirkung zu erreichen.“

Diese emphatische Definition des Malers als Künstler ist von einem Dichter, in dem wir seit jeher den universellen Künstler sehen – sie ist von Goethe. Mit einem Blick!

Wenn wir nun der Dimension des Wortes Blick nachspüren wollen, dann dürfen wir die alte Wortverbindung von Blick und Blitz nicht vergessen. Es gibt jene Blicke des Blitzes und es gibt tatsächlich Bilder, deren Anblick uns wie ein Blitz zu treffen vermag.

Man sagt, im letzten Blick liege die Seele.

Achim Freyer kehrt mit seiner ganzen Arbeit diesen Satz um. In jedem Blick liegt die Seele. Allein sein Selbstporträt zeigt dies: schon im ersten Blick liegt die Seele, weil dieser Blick die entscheidende Frage stellt und so zu einem Dialog herausfordert.

Und wenn es, wie bei Achim Freyer, ein gemalter oder gar ein gespielter Blick ist, der uns trifft, dann ist es ein unbedingter, ein eindringlicher, ein nicht abweisbarer Blick.

Haben wir aber ein gemaltes, gezeichnetes, gespieltes Bild geschaut und uns sogar in diesem Bild erkennen können, dann bleibt uns dieser Blick als eine Erkenntnis, die in der eigenen Phantasie weiterwirken und weiterleben wird.

Es ist die Zwiesprache, zu der Freyer einlädt, die seine Arbeit so einzigartig macht. Seit ich seine Arbeiten erstmals gesehen habe, sprechen seine Bilder zu mir, auch noch nach Jahren. Überfallartig haben sich seine Farb-, Linien- und Figurenkompositionen mir so sehr eingeprägt, daß ich sie auf das Licht des Tages, auf den Klang einer Musik, auf das Chaos meines eigenen Lebens zu projizieren vermag und ich so mit diesen Bildern die einstürmenden Eindrücke der täglichen Lebensmaschinerie fassen kann. Ich glaube, eine solche Wirkung ist möglich, weil Freyers Arbeiten existenziell beglaubigt sind, so spielerisch oder so abstrahierend sie einem auch scheinen mögen. Seine Bilder haben natürlich eine Botschaft. Eine subtile Botschaft mit Widerhaken. In jedem seiner Bilder ist „der Schritt“ erkennbar, der Schritt zu sich, der Schritt von sich weg, überhaupt die Bewegung. Selbst seine Interieurs zerbersten schier von dieser Dynamik. In der Balance von Wissen und Ahnung, von Erinnerung und Prophetie erscheinen Freyers Bühnenbilder, die doch erst durch das Spiel der Schauspieler, Tänzer und Sänger ihre ganze Wahrheit offenbaren, einerseits wie Rätselbilder, andererseits aber wie Wunschbilder, die uns selbst unendlich viele Möglichkeiten der Rätsellösung anbieten. Das insgeheime Lächeln, das diesen Arbeiten innewohnt, ist wie eine Einladung an uns, weiterzudenken. Wir können Gesichter und Gesichte entdecken.

Bestürzende Ausblicke und erschreckende Einsichten halten mit Ironie und spielerischem Zugriff sich die Waage, und so kann unser Blick zum tiefergehenden, genauen Blick werden. Der genaue Blick aber verschafft uns paradoxerweise jene Freiheit der Phantasie, die das gesamte künstlerische Schaffen Achim Freyers auf eine so mitreißende Weise prägt. Seine Bilder, seine Bühnenbilder, seine Aufführungen tanzen: die Linien tanzen, die Motive tanzen, die jähen Kontraste, die subtilen Schattierungen, die verschwenderische Farbenfülle.

Es ist Musik fürs Auge.

Oskar Schlemmers Ahnung, „welche Möglichkeiten im Musikalischen schlummern, dieser reinsten Kunst im Sinne einer stoffentbundenen Abstraktion“, ist in Achim Freyers Arbeit bildhafte Wirklichkeit geworden, in der surrealen Phantastik seiner Szenen.

Achim Freyer malt und inszeniert mit Augen, die alles sehen, weil sie ins Zentrum blicken, dieses Zentrum aber auch an den Rändern zu entdecken vermögen. Seine Methode, die Wahrheit zu erfahren und erlebbar zu machen, ist ganz einfach, es ist die Phantasie. Und deswegen trifft wohl hier noch ein anderes Wort Goethes zu, das da heißt: „Die Malerei ist wahrer als das Wirkliche selbst.“

 

Meine Damen und Herrn!

Vor zwei Jahren hatte ich die Ehre und Freude auf dieser Bühnen Karl-Ernst Herrmann zu preisen. Es ist für mich eine große Freude, heute wieder auf dieser mir so sympathischen Bühne zu stehen zu dürfen.

 

Lieber Achim Freyer!

Meine Gratulation zu diesem schönen Preis möchte ich mit einem persönlichen Dank verbinden. Durch Sie und Ihre Arbeit habe ich erfahren, welche unendliche Freiheit das Theater haben kann. Und durch Sie habe ich auch erfahren, daß Theaterglück keine Chimäre ist. Darüber bin ich von Herzen froh. Lieber Achim Freyer! Dank und Glückwunsch!


Preisverleihung an Prof. Achim Freyer:

Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz

Staatssekretär im Hess. Ministerium für Wissenschaft und Kunst

*Verehrte Frau Landtagsvizepräsidentin Wagner, verehrte Frau Miville, sehr geehrte Frau Wosimsky, sehr geehrter Herr Professor Freyer, meine sehr verehrten Damen und Herren, 

Ihnen allen überbringe ich die herzlichen Grüße der hessischen Landesregierung und des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst und freue mich, den Hein-Heckroth-Preis an den nunmehr dritten Preisträger, Herrn Professor Achim Freyer, überreichen zu dürfen.

Für die hervorragende Idee, den großen Sohn der Stadt Gießen und weltbekannten Bühnenbildner und Maler mit einem in dieser Form einmaligen Preis zu ehren, möchte auch ich an dieser Stelle Ihnen, Frau Wosimsky, den Mitgliedern der Hein-Heckroth-Gesellschaft und allen anderen Förderern und Unterstützern sehr herzlich danken. Die von Frau Staatsministerin a. D. Wagner eingesetzte Dotierung des Preises hat mein Haus auch in den letzten Jahren selbstverständlich gern fortgeführt.

Lassen Sie mich zwei Aspekte erwähnen, die mir diesen Hein-Heckroth-Preis besonders wichtig erscheinen lassen:

Für die Kunstsparte des Bühnenbildes innerhalb des multimedialen Gesamtkunstwerkes Theater gibt es nur wenige internationale und noch weniger nationale Preise oder Auszeichnungen. Dies halte ich für ein Defizit, das der wachsenden Bedeutung des Bühnenbildes in unserer von den visuellen Medien geprägten Wahrnehmung zuwiderläuft und mit dem Hein-Heckroth-Preis ein Stück verringert wird.

Zum anderen ist die Stadt Gießen mit ihrem traditionsreichen Stadttheater und dem renommierten Institut für Angewandte Theaterwissenschaften der Justus-Liebig-Universität ein idealer Ort für die Preisverleihung. Der Direktor dieses Institutes Heiner Goebbels - auch Präsident der Hessischen Theaterakademie - gehört folgerichtig von Anfang an zu den Förderern dieser Idee. Theaterausbildung und Theaterpraxis begegnen sich hier in Gießen auf engstem Raum und leben eine sehr produktive Nachbarschaft.

So möchte ich Ihnen, sehr verehrter Herr Prof. Freyer, diese Urkunde überreichen, die folgenden Wortlaut hat:

Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2007 an Herrn Professor Achim Freyer, Berlin,

in Anerkennung seiner herausragenden künstlerischen Arbeiten in den

darstellenden Künsten.

Achim Freyer ist ein universeller Künstler. Seine Kunst beherrscht alle Spielarten der Malerei und alle Spielformen des Theaters. Seine Phantasie und seine Ausdrucksmittel sind unerschöpflich: immer überraschend, enthusiasmierend und wahrhaft befreiend.

Achim Freyers künstlerische Arbeit umfasst, im wahrsten Sinne des Wortes, die ganze Welt. Achim Freyer ist ein Weltkünstler.

 

Gießen, den 29. April 2007

Dietgard Wosimsky,

Vorstandsvorsitzende Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V.

 

Meinen herzlichsten Glückwunsch zu dieser Auszeichnung und die besten Wünsche für Ihre zukünftige künstlerische Arbeit!

Danksagung des Preisträgers

Prof. Achim Freyer 

Nach der Laudatio von Hermann Beil und der Preisverleihung durch den Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Herrn Prof. Dr. Alexander Lorz, betritt Prof. Freyer die Bühne und macht jeweils eine Verbeugung mit dem Wort: 
DANKE !         (zu Frau Dietgard Wosimsky)
DANKE !         (zum Staatssekretär)
DANKE !         (zu Hermann Beil)
DANKE !         (zur Intendantin)
DANKE !         (zum Publikum)
DANKE !         (durch Drehung zum Bühnenraum -  zur Bühnenmannschaft)
DANKE !         (zum Himmel)

Laudatio auf Moritz Nitsche

Prof. Achim Freyer 

Als besessener Kunstsammler sah ich eine Reihe von Kaltnadelradierungen bei meinem Drucker Dieter Bela in Berlin.
„Ein Primaner, er will nach dem Schulabschluß Malerei studieren.“ Sollte seine Bewerbung ohne Erfolg sein, seine Arbeiten waren verblüffend neu und traditionell zugleich, dann nehme ich ihn in die Bühnenbildklasse der HdK Berlin (heute UdK Berlin) ohne Prüfung und ohne ihn gesehen zu haben; gute Arbeit lässt auf eine integre Persönlichkeit schließen.
Mein Lehrprogramm bestand nicht nur aus szenisch dramaturgischen Entwürfen, sondern hauptsächlich aus bildnerischem Tun. Der Bühnen- und Kostümbildner ist der einzige durchsetzungsfähige Fachmann für Farbe, Form und Licht am Theater gegen eine Unzahl von meist dafür unverständigen Mitarbeitern. So behaupte ich: ein fundiertes Spezialstudium ist zugleich auch Grundlage für alle  künstlerischen Disziplinen und Ausdrucksformen.
Heute sehen wir uns hier wieder für diese große Ehrung, verbunden mit dem Namen eines bedeutenden Kollegen, Hein Heckroth, der mir noch gegenwärtig, für Moritz Nitsche nur aus der Theater- und Filmgeschichte  als hervorragender Künstler bekannt.
Ich wünsche Moritz Nitsche, dass er diese Geschichte des Theaters fortschreiben wird.
Moritz Nitsche Moritz Nitsche Moritz Nitsche.
Kommt Ihnen der Name auch schon bekannt vor?
Irgendwie? Nicht? Doch? Nitsch doch nitschewo ne, nicht Nichts, Moritz Nitsche, ein Maler, Theatermann, zwei Welten, eine Seele.
Die Brust ist ihm zersprungen, die Liebe zu groß, Liebe, diese Unbekannte, Unheimliche, Unberechenbare, Unbändige, Gewaltige. Liebe, zur Kunst, zu Kunst, Kunst für Leben, für das Leben, zum Überleben, Leben für die Kunst, Liebeskunst, Kunst ist Liebe, mit Liebe doppelt Kunst.
Moritz Nitsche liebt immer; er schreit es heraus! Ganz leise unüberhörbar, ahnbar auch für Nichtliebende.
Bescheidenes anspruchsvolles Grau, stilles verhaltenes Dunkel, vielleicht auch erhaben, Erhabenes, Licht des Herzens, ein Seelenraum.
Moritz Nitsche, Moritz Nitsche, schwer diesen Namensklang mit dem bescheidenen Anspruch der Bildwelten der explosiven Stille aus dem Grau aller Farbenergien lustvoll wahrzunehmen, wer nicht liebt.
Ich liebe Moritz Nitsche.