Träger des Hauptpreises 2023:
Ulrich Rasche

Trägerin des Förderpreises 2023:
Stella Lennert




Die Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises fand am
7. Mai 2023 im Stadttheater Gießen statt.


begrüssung

Dr. Marcus Kiefer
Vorsitzender der Hein-Heckroth-Gesellschaft

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

verehrte Ehrengäste und insbesondere: verehrter, lieber Herr Rasche!

Liebe Mitglieder der Hein-Heckroth-Gesellschaft,

meine Damen und Herren!

Es ist für mich eine große Freude und nicht minder große Ehre, Sie alle zum Festakt anlässlich der Verleihung der beiden Heckroth-Preise hier im Stadttheater Gießen begrüßen zu dürfen. Seien Sie herzlich willkommen!

Ulrich Rasche empfängt heute den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2023. Das ist ein Freudentag für ihn, aber auch für die Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen, die sich der Kunst des Bühnenbildes verschrieben hat. Nachdem die letzte Preisverleihung im Jahr 2021 ganz im Zeichen des zwanzigsten Gründungsjubiläums der Hein-Heckroth-Gesellschaft stand, jährt sich in diesem Jahr die erste Preisverleihung zum zwanzigsten Mal.

Wir zeichnen heute einen Künstler aus, der sich in frühen Jahren als Regisseur und Bühnenbildner entwickelt und entdeckt hat und der – einmal bei seiner Identität angekommen – zumeist als Regisseur und Bühnenbildner in Personalunion engagiert wurde. Es ist also die Linie der regieführenden Bühnengestalter unter den Heckroth-Preisträgern, die von Karl-Ernst Herrmann über Achim Freyer und Robert Wilson zu Christoph Schlingensief führt, die wir mit der heutigen Preisvergabe fortschreiben.

Die Gestaltung des szenischen Raumes ist im Rasche-Kosmos eine aus der Regie kommende und in sie eingebettete Tätigkeit. Das unterscheidet Ulrich Rasche markant vom Namenspatron des heute vergebenen Preises, von Hein Heckroth. Obwohl Heckroth als weithin ausgewiesener Bühnenbildner mit dem kollektiven Schaffensprozess des Theaters in jeder Hinsicht vertraut war, lag es seinem Denken fern, die Verquickung des Bühnenbildes mit der Regie im Sinne einer Einheit der beiden Berufsfelder zu verstehen. Der Namensgeber eines Literatur- oder Theaterpreises ist bis auf wenige Ausnahmen immer milchstraßenweit von dessen Empfänger entfernt – nicht hinsichtlich des künstlerischen Ranges, sondern hinsichtlich der künstlerischen Identität. Und doch lassen sich überraschende Verbindungsfäden zwischen Hein Heckroth und dem Heckroth-Preisträger Ulrich Rasche ziehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir zunächst einige wenige unzulängliche Sätze über diese eigentümlichen Korrespondenzen, bevor ich zur offiziellen Begrüßung unserer Ehrengäste komme.

Im Verlauf der Jahre entwickelte Ulrich Rasche als Regisseur und Bühnenbildner ein künstlerisches Verfahren, das Züge der historischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts trägt. Berührungspunkte sind die Faszination für Sprechchöre und die Obsession für Maschinen.

Zu den Inszenierungselementen, die in Rasche-Aufführungen beständig wiederkehren, gehört der Sprechchor – ein lange für tot erklärtes Vortragsformat. Experimente mit chorischem Sprechen waren vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts auf deutschen Theaterbühnen en vogue. Um ein Beispiel anzuführen: Am Pfingstsonntag 1925 wurde im Rahmen der sogenannten „Feierspiele Münster“ ein Bühnenwerk des deutschbaltischen Schriftstellers Bruno Goetz uraufgeführt, Titel: „Der Lobgesang“, Untertitel: „Hymnus mit Sprechchören“. Das dramatische Gedicht entsprach passgenau den ästhetischen und programmatischen Absichten, die Hanns Niedecken-Gebhard, Intendant am Stadttheater Münster, mit seinen „Feierspielen“ verfolgte. Niedecken-Gebhard verstand das Theater als kultisches Fest und als kulturtherapeutisches Instrument zur Vergemeinschaftung von Akteuren und Zuschauern.

Seinen feierlichen „Lobgesang“ imaginierte Bruno Goetz als „eine Art Oratorium mit Sprechchören, in Kostümen, mit strengen stilisierten Gebärden“. Das Stück präsentierte sich bei seiner Uraufführung in Münster als ein Theaterereignis, in dessen Verlauf mehr als 200 Bühnenakteure eine neuartige Vereinigung schauspielerischer, tänzerischer und musikalischer Darstellungsformen ins Werk setzten. Bühne und Kostüme hatte Hein Heckroth entworfen, damals 24 Jahre alt. Heckroth hat die Gesichter der Darsteller durch die Benutzung von Masken entindividualisiert und für die Körper eine Art Rüstung entworfen. Anti-illusionistischer Bühnenraum – chorische Sprechästhetik – rhythmische Bewegungsformen – strenger Formwille! Mit der nötigen Ungeniertheit betrachtet, treten die Eigentümlichkeiten dieses Theaterspektakels in eine gewisse Nähe zu Ulrich Rasches ästhetischer Position. Solche Affinitäten zum Rasche-Theater haben vielleicht nicht viel zu bedeuten. Die Überlieferung einer Form ist naturgemäß nur das eine, ihre aktuelle Ausprägung jedoch das andere und unter Umständen das Entscheidende. Das Entscheidende zum Rasche-Theater zu sagen, ist im Rahmen dieser Feier aber glücklicherweise nicht meine Aufgabe, sondern die Aufgabe unserer Laudatorin Bettina Hering.

Das bringt mich zurück zu dem, was meine Aufgabe ist: die Begrüßung der Gäste und Ehrengäste. Ein besonders herzlicher Gruß gilt zunächst Ulrich Rasche, der heute mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wird. Nicht minder herzlich begrüße ich Stella Lennert, die den zugehörigen Förderpreis empfängt.

Für die Landesregierung begrüße ich ganz herzlich Frau Staatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Frau Staatssekretärin, wir freuen uns sehr, dass Sie diese Feierstunde durch Ihre Gegenwart auszeichnen, und dürfen Ihnen schon jetzt für Ihr Grußwort danken!

Wenn der Heckroth-Preis verliehen wird, steht das Ministerium für Wissenschaft und Kunst immer ganz oben auf unserer Danksagungsliste – auch heute. Die Hein-Heckroth-Gesellschaft dankt Frau Staatsministerin Angela Dorn nachdrücklich für die erneute Dotierung des Hauptpreises mit 10.000 Euro.

Nicht weil die Konvention es verlangt, sondern in aufrichtiger Freude danken wir der Stadt Gießen für die Bereitstellung des Preisgeldes für den Hein-Heckroth-Förderpreis – beachtliche 5.000 Euro! Sehr herzlich begrüße ich den Oberbürgermeister der Universitätsstadt Gießen, Herrn Frank-Tilo Becher. Es ist, lieber Herr Becher, die erste Verleihung der beiden Heckroth-Preise in Ihrer Amtszeit. Wir freuen uns sehr über diese Premiere.

Für die Stadt Gießen gilt mein Gruß dem Magistratsmitglied Frau Astrid Eibelshäuser, dem Vorsitzenden des Kulturausschusses, Herrn Frank Schmidt, und allen Mitgliedern des Stadtparlaments, die heute anwesend sind. Wir freuen uns, dass auch Stephanie Jackson und Dr. Nadia Ismail, die das Kulturamt beziehungsweise die Kunsthalle der Stadt Gießen repräsentieren, hier sein können.

Besonders willkommen heißen darf ich die Intendantin des Stadttheaters Gießen Simone Sterr, die sich in die von ihrer Vorgängerin geschaffene Kontinuität als unsere Gastgeberin gestellt hat. Liebe Frau Sterr, das Stadttheater Gießen bietet den Preisverleihungen der Heckroth-Gesellschaft eine ausgezeichnete Heimstatt. Dafür möchten wir uns bei Ihnen bedanken, aber auch für Ihr Grußwort, auf das wir uns schon jetzt freuen. Mit Dr. Martin Reulecke begrüßen wir auch den geschäftsführenden Direktor des Stadttheaters sehr herzlich.

Ich grüße herzlich den Schauspieler Roman Kurtz, der in diesen Wochen in der Rolle des Frankfurter Generalstaatsanwalts Fritz Bauer einen großen Theatererfolg in Gießen feiert und den wir heute in der Rolle des Moderators erleben.

Gruß und Dank gelten allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadttheaters, die in die Vorbereitung dieser Preisverleihung eingebunden waren.

Für großzügige finanzielle Förderung hat die Heckroth-Gesellschaft nachdrücklich der Sparkasse Gießen zu danken, die in diesem Saal durch die stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Frau Ilona Roth, vertreten ist. Seien Sie herzlich willkommen.

Ein mit herzlichem Dank verbundener Willkommensgruß gilt auch Herrn Alexander Zippel, Regionaldirektor der Volksbank Mittelhessen, der in Vertretung des Vorstandes an unserem Festakt teilnimmt. Im Vorfeld der diesjährigen Preisverleihung erhielten wir von der Volksbank Mittelhessen zwei Geldzuwendungen aus Förderwettbewerben, die uns eine große Hilfe waren.

Als weitere besonders herausgehobene Gäste begrüße ich Nico van Wersch und Špela Mastnak, die den musikalischen Rahmen unserer Preismatinee gestalten. Sie werden wesentlich dazu beitragen, dass wir unserem Preisträger mit dem heutigen Festakt ein wahres Erinnerungsgeschenk machen.

Ich begrüße als Vortragsredner sehr herzlich Dr. Daniel Cremer, der am Institut für Kunstgeschichte der Universität Düsseldorf tätig ist. Herr Cremer hat in Archiven und Museen sachkundig dem jungen Hein Heckroth nachgeforscht und rare Beute heimgebracht. Daher freue ich mich sehr, dass er die Aufgabe übernommen hat, in dieser Feierstunde den Namensgeber unseres Preises ausschnitthaft zu vergegenwärtigen.

Ich darf mich mit Ihnen über die Anwesenheit von Jodi Routh freuen. Der Enkel Hein Heckroths ist eigens nach Gießen gekommen, um Teil dieser Festversammlung zu sein.

Ebenso freue ich mich über die Gegenwart zweier Ehrenmitglieder der Hein-Heckroth-Gesellschaft. Ich begrüße mit Nachdruck Dietlind Grabe-Bolz und Hermann Beil.

An diesem Punkt angelangt, begrüße ich herzlich die Vertreter der Medien.

Lassen Sie mich den Reigen meiner Begrüßungen abschließen mit einem sehr herzlichen Willkommen für unsere heutige Lobrednerin Bettina Hering. Sie ist seit 2017 Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele und war zuvor als künstlerische Leiterin am Landestheater Niederösterreich tätig. Auf Bettina Herings Laudatio zu Ehren des Preisträgers freue ich mich ganz besonders. Nach meinem Urteil handelt es sich dabei nämlich um das Kernstück dieser Veranstaltung. Ohne den ansteckenden Enthusiasmus einer Lobrede wäre eine Feierstunde wie die heutige bloß ein Ritual, das absehbare und daher langweilige Konvention verströmt. Liebe Frau Hering, für die Heckroth-Gesellschaft ist es eine große Ehre, dass Sie heute nach Gießen gekommen sind, um Ulrich Rasche für das, was er tut, zu loben. Dafür darf ich Ihnen schon jetzt in unser aller Namen herzlich danken.

Von Herzen danke ich auch Dietgard Wosimsky, die als Gründungsvorsitzende der Hein-Heckroth-Gesellschaft unseren Verein geprägt hat wie niemand sonst und deren Mithilfe bei der Vorbereitung des Festaktes auch diesmal unverzichtbar war. Ausdrücklich und nachdrücklich möchte ich auch Dr. Ira Kasperowski und Dr. Klaus Ringel dafür danken, dass die Arbeit im Gesamtvorstand des Vereins stets konstruktiv und freundschaftlich ist.

Mein letzter Dank gilt Olaf Altmann, dem Heckroth-Preisträger des Jahres 2021, der Ulrich Rasche für die heutige Ehrung vorgeschlagen hat.

Ich schließe mit einem wichtigen Hinweis: Im Programmheft finden Sie ein Faltblatt, das über die Arbeit der Heckroth-Gesellschaft informiert. Darin enthalten ist ein Antrag auf Mitgliedschaft. Wenn Ihnen die Zukunftssicherung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises und des Hein-Heckroth-Förderpreises ein Anliegen ist, dann unterstützen Sie bitte unsere Vereinsarbeit durch Ihre Mitgliedschaft!

Und jetzt bitte ich in Vorfreude auf einen hoffentlich reibungslos verlaufenden Festakt die Staatssekretärin auf die Bühne!


Grusswort

Ayse Asar
Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Becher,

sehr geehrte Frau Intendantin Sterr,

sehr geehrter Herr Dr. Kiefer,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

und vor allem: liebe Preisträger*innen!

Lieber Herr Rasche, liebe Frau Lennert!

Die Corona-Pandemie hat uns viel abverlangt. Verzichten mussten wir ganz besonders auf die Kultur. Ich erinnere mich an verwaiste Konzertsäle, leere Museen und geschlossene Kinos. Auch Theaterbesuche waren lange Zeit nur digital möglich. Preisverleihungen wie die heutige konnten nicht oder nur in kleinem Kreis stattfinden. Daher freue ich mich sehr, dass die heutige Preisverleihung nach der entbehrungsreichen Zeit hier im Stadttheater Gießen ihren Platz findet. Im Namen der hessischen Landesregierung und ganz besonders im Namen von Frau Staatsministerin Angela Dorn begrüße ich Sie dazu alle recht herzlich.

Die Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises hat einen hohen Stellenwert unter den kulturpolitisch wichtigen Ereignissen in Hessen und weit darüber hinaus. Wir sind sehr stolz, dass zwei bedeutende Preise in der Darstellenden Kunst ihren Ursprung in Hessen haben. Erst vor wenigen Wochen haben wir wieder den Gertrud-Eysoldt-Ring vergeben, den wohl wichtigsten Preis für Schauspielkunst im deutschsprachigen Raum.

Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis und der Hein-Heckroth-Förderpreis schließen eine Lücke in der Landschaft der deutschen Kulturpreise, da sie die für das Theater so wichtige Kunstgattung Bühnenbild in den Mittelpunkt rücken. Wie gut, dass es seit nunmehr zwei Jahrzehnten diesen Preis gibt. Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner sind essentiell im kreativen Prozess von Theater- und Bühnenproduktionen. Ihre Leistung ist maßgeblich für die Atmosphäre, Stimmung und Wirkung auf das Publikum. Nur durch sie wird eine einzigartige Welt auf der Bühne geschaffen. Und die Anforderungen an Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner werden immer höher angesichts der Digitalisierung, der veränderten Sehgewohnheiten des Publikums, der Vorbildfunktion von Theatern in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz und nicht zuletzt aufgrund des Spardrucks mit Blick auf teils rückgängige Besucherzahlen und die Inflation.

Der Förderpreis sei hier nochmal gesondert erwähnt. Es ist wichtig, neben etablierten Künstlerinnen und Künstlern auch den Nachwuchs zu fördern. Nur so können neue Ansätze und Perspektiven in die Kulturlandschaft einziehen.

Wir verdanken es weder einem Zufall noch einer Selbstverständlichkeit, dass der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis heute zum bereits elften Mal vergeben wird. Denn die Idee kann nur dank des unermüdlichen Einsatzes des Vorstandes und der Mitglieder der Hein-Heckroth-Gesellschaft umgesetzt werden. Stellvertretend danke ich daher dem Vorsitzenden Dr. Marcus Kiefer für das großartige Engagement.

Ganz sicher hat der Heckroth-Preis gerade in der von Theater begeisterten Stadt Gießen genau die richtige Umgebung, Unterstützung und öffentliche Wahrnehmung für seine Entwicklung gefunden. Das Stadttheater in Heckroths Geburtsstadt Gießen ist ein würdiger Ort für diesen Preis, steht doch auch die gegenwärtige Arbeit dieses Hauses für eine große Wertschätzung der Bühnenbild-Kunst. Danke daher auch an die Stadt Gießen und Ihnen, lieber Herr Oberbürgermeister Becher dafür, dass Sie den Hein-Heckroth-Förderpreis stiften.

Heute geht es aber um die Würdigung eines großartigen Bühnenbildners und einer hochbegabten jungen Bühnenbildnerin. Liebe Frau Lennert, lieber Herr Rasche, Sie stehen heute im Mittelpunkt, und deshalb gilt Ihnen mein besonderer und herzlicher Glückwunsch.

Sie, Herr Rasche, gehören zu den besten Bühnenbildnern im deutschsprachigen Theater. Ohne der Laudatio vorgreifen zu wollen: Ihre Bühnenbilder sind unbequem – für die Darstellenden, weil sie oft gehen, rennen, in Bewegung bleiben müssen, um auf ihnen zu bestehen; und für das Publikum, weil es nicht abgeholt wird, sondern sich erschließen muss, was da auf der Bühne passiert. Sie beeindrucken mit Ihren riesigen, raumfüllenden Maschinen und lenken trotzdem unseren Blick auf den Theatertext. Technik ist für Sie nur ein Mittel zum Zweck – um uns mit Haut und Haar eintauchen zu lassen ins Bühnengeschehen. Herzlichen Glückwunsch Ihnen, lieber Herr Rasche, zum Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2023!

Stella Lennert gehört nicht erst seit heute zu den hervorragenden jungen Künstlerinnen, von denen wir auch in Zukunft noch viel hören werden. Digitales Bühnenbild, Virtual Reality u. v. m. Ihre Kunst eröffnet ganz neue Möglichkeiten des Theatererlebnisses! Auch Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche zum Hein-Heckroth-Förderpreis 2023.

Haben Sie beide vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit. Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner wie Sie leisten einen maßgeblichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des gesellschaftlich doch so wichtigen, einzigartigen und unerlässlichen Mediums Theater!

Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute und viel Erfolg für Ihre künstlerische und persönliche Zukunft.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


GRUssWORT

Simone Sterr
Intendantin des Stadttheaters Gießen

Das Theater, in dem wir uns heute hier versammeln, könnte sich ein Bühnenbild von Ulrich Rasche nicht erlauben. Herzlichen Dank also, lieber Ulrich Rasche, dass Sie heute ohne Raum gekommen sind.

Lieber Ulrich Rasche, liebe Stella Lennert, liebe Ayse Asar, lieber Marcus Kiefer, lieber Oberbürgermeister Tilo Becher, liebe Gäste, liebes Publikum, Ihnen allen einen guten Morgen und ein herzliches Willkommen im Stadttheater Gießen. Es hat sich einiges verändert in diesem Theater, seit hier zum letzten Mal dieser Preis verliehen wurde. Personell, inhaltlich, ästhetisch haben wir uns neu aufgestellt und ausgerichtet. Zwei Grundsätze waren uns dabei wichtig: es wird nichts verändert, nur damit es anders ist, es werden Dinge nicht nur übernommen, weil sie immer schon so waren, sondern weil sie Sinn machen, weil sie gut und richtig sind. Ein solches Ding ist die Zusammenarbeit mit der Hein-Heckroth-Gesellschaft, ist die Verleihung dieses schönen Preises im Namen eines Künstlers, der, die bildende Kunst und die Kunst des Bühnenbildes zusammengedacht, eigenständige Bildwelten schuf. Der Bühnenraum als zentrales, eine Aufführung sinnstiftend konstituierendes Element prägt Inszenierungen, stützt Regisseur*innen, schafft den Bewegungsradius der Darstellenden, setzt den Spielraum, lenkt, hemmt, beflügelt.  Ein als eigenständiges Kunstwerk verstandener Bühnenraum darf und kann alles sein. Nur eben keine sinnfreie Dekoration oder bloße Kulisse.

Ich freue mich wirklich sehr, dass dieser Preis heute in unserem Theater verliehen wird, ich hoffe Ulrich Rasche und Stella Lennart freuen sich auch ein bisschen und Sie alle mit Ihnen.

Ich wünsche Ihnen allen einen festlichen und fröhlichen Vormittag.


HEIN HECKROTH, DIE RHEINISCHE SEZESSION UND JOHANNA EY

Dr. Daniel Cremer
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Verehrte Festgesellschaft!

Für Hein Heckroths künstlerische Laufbahn war es sicherlich ein entscheidender Schritt, dass er 1924 seine Heimatregion verließ und für ein Engagement am Städtischen Theater in Münster nach Westfalen zog. Noch im gleichen Jahr wurde er in Düsseldorf erstmals von einem größeren Publikum wahrgenommen. Als er mit der von Kurt Jooss geleiteten Tanzgruppe des Münsteraner Theaters am Rhein zu Gast war, gehörten die turbulenten Nachkriegsjahre der Düsseldorfer Kunstszene allerdings längst der Vergangenheit an.

Am 24. Februar 1919 hatte sich in Düsseldorf eine neue Künstlervereinigung mit dem Namen Das Junge Rheinland gegründet.[1] Sie strebte danach, „den jungen und jüngsten rheinischen Künstlern durch eine starke Organisation Gelegenheit zu geben, ihre Arbeiten ohne den Druck kunstfeindlicher Mächte in großen und gewählten Ausstellungen zu zeigen, im Rheinlande zunächst, dann im übrigen Deutschland“.[2] In den Anfangsjahren versuchte die Gruppe, diese Absicht durch behutsames und kontrolliertes Vorgehen zu verwirklichen. Unterstützung erhielt sie dabei von etablierten Akteuren aus der Düsseldorfer Kunstszene – etwa dem bekannten Galeristen Alfred Flechtheim oder den Kunsthistorikern Walter Cohen und Karl Koetschau von den städtischen Kunstsammlungen. Mit der Ankunft und dem wachsenden Einfluss von Gert Heinrich Wollheim und Otto Pankok zu Beginn des Jahres 1921 fing der „rote Vulkan“ jedoch zu brodeln an (Abb. 1). Das anfänglich besonnene und strategische Auftreten der Vereinigung, die sich bis dahin „nicht als Kampforganisation, sondern als Arbeitsorganisation“ gesehen hatte, wich von nun an der offenen Konfrontation und Rebellion.[3] Das Epizentrum dieser kunstpolitischen „Barrikadenkämpfe“ bildete die Galerie der Düsseldorfer Kunsthändlerin Johanna Ey, in der sich zwischenzeitlich auch die Zentrale des Jungen Rheinlands befand. Das zunehmend aggressive Auftreten gegenüber der konservativen Künstlerschaft und der zeitgleiche Boykott etablierter Ausstellungsformate führten zwangsläufig zu heftigen Konflikten. Auch innerhalb der Gruppe kam es durch den Kurswechsel und aufgrund der wiederholten Ungleichbehandlung einzelner Mitglieder zu Zerwürfnissen und vereinzelten Austritten. Diese eskalierten 1923 in der Abspaltung einer größeren Gruppe von Künstlern und der Gründung einer neuen Künstlervereinigung: der Rheingruppe. Spätestens mit dieser Zersplitterung und verstärkt durch die wirtschaftlich und politisch allgemein schwierige Lage im Rheinland setzte der langsame, aber stetige Verfall des Jungen Rheinlands ein. Die zwischenzeitlich einmal größte Künstlervereinigung der Stadt und Region versank bis zur Mitte der 1920er-Jahre, als Hein Heckroth erstmals den Weg ins Rheinland fand, mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit.

Es ist davon auszugehen, dass Hein Heckroth – auch ohne direkten Kontakt – bereits früh von den aktuellen Entwicklungen rund um das Junge Rheinland Kenntnis hatte. Einerseits hatte sich ein Teil der Gruppe mit der Unterstützung von Flechtheim und Cohen bereits 1919 bei der Eröffnungsausstellung der Galerie Herbert Cramer in Frankfurt am Main überregional präsentieren können. Andererseits war Heckroths Lehrer an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau, der Maler Reinhold Ewald, schon seit der ersten Ausstellung im Sommer 1919 Mitglied der Düsseldorfer Künstlervereinigung gewesen. Als sich ab 1928 in der Düsseldorfer Kunstszene erneut ähnlich tiefgreifende Veränderungen ankündigten wie zur Gründung des Jungen Rheinlands in der Nachkriegszeit, war Hein Heckroth – inzwischen zum künstlerischen Beirat an den Städtischen Bühnen in Essen aufgestiegen – nicht mehr nur ein Beobachter aus der Ferne, sondern unmittelbar Teil des Geschehens.

1  Adolf Uzarski, Umschlag der Zeitschrift „Das Junge Rheinland“, Heft 1, 1921

2  Rheinische Sezession. Jubiläumsausstellung, Städtische Kunsthalle Düsseldorf, Mai bis Juni 1929

3  Hein Heckroth, Sängerin/Spanierin, 1929, Öl auf Leinwand, Maße und Verbleib unbekannt (ehemals Sammlung Ey, Düsseldorf)

Hein Heckroth und die Rheinische Sezession

Gemeinsam mit einer bislang nicht näher zu bestimmenden Anzahl freier Künstler und Künstlerinnen schlossen sich am 21. Mai 1928 in Düsseldorf die Rheingruppe und das inzwischen aufgelöste und wiederbegründete Junge Rheinland zu einer neuen Künstlervereinigung zusammen: der Rheinischen Sezession.[4] Ihre erste Ausstellung zeigte die Gruppe noch im Verlauf ihres Gründungsjahres im Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden. Hein Heckroth war in dieser Ausstellung zwar noch nicht vertreten und zählte auch nicht zu den rund 90 Gründungsmitgliedern der Vereinigung. Allerdings forderte ihn die Rheinische Sezession gemeinsam mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern explizit dazu auf, als Gast an der großen Jubiläumsausstellung im folgenden Jahr – zehn Jahre nach Gründung des Jungen Rheinlands – teilzunehmen (Abb. 2). Er folgte der Einladung und stellte in der Düsseldorfer Kunsthalle drei Gemälde aus, darunter die Arbeit „Sängerin“, bei der es sich möglicherweise um das später unter dem Titel „Spanierin“ publizierte Gemälde einer Gitarre spielenden Frau handelt, das im gleichen Jahr entstand und in Düsseldorf verblieb (Abb. 3). Zugleich beteiligte sich Heckroth im Oktober 1929 an der von den konservativen Malern Fritz Reusing und Walter Petersen organisierten Portrait-Ausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle. Er zeigte dort unter anderem ein Männerbildnis, das sich heute in der Neuen Galerie in Kassel befindet.[5] Ein Jahr zuvor hatte die Rheinische Sezession noch vehement an ihre Mitglieder sowie weitere als fortschrittlich empfundene Künstlerinnen und Künstler appelliert, diese Ausstellungen nicht zu beschicken. Man war bestrebt, sich von „denjenigen Düsseldorfer Künstlern, deren Auffassung von Kunst im schroffen Gegensatze“ zum eigenen Streben stehe, abzugrenzen und die eigenen Reihen geschlossen zu halten.[6] Neben Hein Heckroth beteiligten sich aber auch weitere Künstlerinnen und Künstler, die zuvor zur Jubiläumsausstellung eingeladen worden waren, sowie vereinzelte Mitglieder der Rheinischen Sezession an der Portrait-Ausstellung. Heckroths Beteiligung an dieser Ausstellung hinderte ihn offenkundig nicht daran, im Anschluss der Künstlervereinigung offiziell als Mitglied beitreten zu können. Durch die Teilnahme an den Jahresausstellungen bot ihm die Mitgliedschaft die Möglichkeit, ein Publikum für seine freie Kunst abseits der Bühne in Düsseldorf zu finden; weiterhin eröffneten ihm die weitreichenden und ambitionierten kunstpolitischen Bestrebungen der Rheinischen Sezession die Chance, durch Austausch-Ausstellungen mit anderen Gruppen seine Kunst auch überregional zu präsentieren – etwa 1930 in Räumen der Berliner Sezession.

Dass Hein Heckroth auf der Jahresausstellung im gleichen Jahr Entwürfe für ein Bühnenbild zeigte (Abb. 4), blieb eine einmalige Ausnahme. Während er mit seinen Arbeiten für das Theater in der zeitgenössischen Kritik fast ausnahmslos positiv wahrgenommen wurde, erzeugte seine freie Kunst eine eher gemischte Resonanz. Insbesondere seine Stilpluralität und fehlende persönliche Handschrift wurden wiederholt kritisiert.[7] Dabei bewegte sich Heckroth mit den Arbeiten, die er im Rahmen der Ausstellungen der Rheinischen Sezession zeigte, durchaus auf der Höhe der Zeit. Insbesondere seine Porträts sind in ihrer Malweise durchaus zeittypisch und weisen sowohl in ihrer Komposition als auch im Farbauftrag deutliche Parallelen zu Werken anderer Künstler wie etwa Karl Schwesig, Fritz Feigler, Gert Heinrich Wollheim oder Robert Pudlich auf, die zu dieser Zeit in Düsseldorf zu sehen waren.

Größere Anerkennung für seine Malerei erhielt Hein Heckroth 1932 im Rahmen der Ausstellung „Düsseldorf-Münchener Kunst“ im städtischen Kunstpalast. In den Räumen der Rheinischen Sezession war er mit drei Arbeiten vertreten, von denen sich heute zumindest eine mit Sicherheit identifizieren lässt – das Gemälde „Scene (Drei Schauspieler im Kostüm)“.[8] Zwar fehlen im Katalog genauere Angaben und Abbildungen von Heckroths Werken; auf der Rückseite des Gemäldes haftet jedoch noch heute oben links auf dem Keilrahmen der Rest eines Aufklebers mit der Aufschrift „Kunstpalast“. Dieser spezifische Aufkleber und der Umstand, dass sich keine weitere Ausstellungsbeteiligung Heckroths im Düsseldorfer Kunstpalast nachweisen lässt – die übrigen Ausstellungen der Rheinischen Sezession fanden stets in der Städtischen Kunsthalle statt –, belegen, dass es sich um das gezeigte Gemälde handelt. Dass Hein Heckroth im Rahmen dieser Ausstellung den 1. Preis der Rheinischen Sezession zugesprochen bekam, wie in der Literatur behauptet, lässt sich hingegen durch die erhaltenen und bekannten Quellen ebenso wenig bestätigen wie die Existenz eines solchen Preises an sich.[9]

Kurze Zeit nach der Ausstellung endete Hein Heckroths Zeit in der Düsseldorfer Künstlervereinigung. Als er infolge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Deutschland verließ, erlosch seine Mitgliedschaft in der Rheinischen Sezession offenkundig. An den weiteren Ausstellungen und Aktivitäten der Gruppe bis in die späten 1930er-Jahre hinein beteiligte sich Heckroth auch aus der Ferne nicht mehr.

4 Hein Heckroth, Bühnenbildentwürfe für Alban Bergs „Wozzek“ in Düsseldorf, 1930, Aquarell, Maße und Verbleib unbekannt (ehemals Sammlung Ey, Düsseldorf)

Hein Heckroth und Johanna Ey

Länger als seine Mitgliedschaft in der Rheinischen Sezession währte Hein Heckroths Beziehung zu der Düsseldorfer Kunsthändlerin Johanna Ey. Spätestens 1928 stieß der damals 27-Jährige zum erweiterten „Ey-Kreis“, dessen erster Generation nach dem Ersten Weltkrieg heute vielleicht eher bekannte Namen wie Otto Pankok, Gert Heinrich Wollheim, Max Ernst oder Otto Dix angehört hatten. Ab 1927 kamen, mit der Neugründung des Jungen Rheinlands, erneut jüngere Künstler in der Galerie „Neue Kunst – Frau Ey“ zusammen, darunter Robert Pudlich, Bruno Goller, Julo Levin, Franz Monjau und eben auch Hein Heckroth. Dass Heckroth Johanna Ey besonders nahestand, demonstrieren mehrere Fotografien aus dem Nachlass Ey (Abb. 5) sowie zahlreiche Porträtzeichnungen Heckroths, deren bislang früheste bekannte auf das Jahr 1928 zu datieren ist. Die Verbindung zu der Kunsthändlerin blieb jedoch nicht auf das Private beschränkt.

Mit seiner Kunst gehörte Heckroth spätestens zu Beginn der 1930er-Jahre zum festen Galerieprogramm. Bereits im April 1930 zeigte Johanna Ey in ihrer Galerie parallel zur Premiere der Düsseldorfer Erstaufführung von Alban Bergs „Wozzek“ in einer Einzelausstellung Heckroths Entwürfe für die fünfzehn Bühnenbilder (Abb. 4). Darüber hinaus vermittelte sie Heckroth weitere Ausstellungsbeteiligungen, beispielsweise bei der ersten Kunstausstellung im sogenannten „Atelier“, einem neueröffneten Abendlokal in den Nebenräumen einer Essener Vergnügungsstätte, das als Ausstellungsraum für junge Kunst etabliert werden sollte.

Für eine ganze Reihe von Werken Heckroths lässt sich nachweisen, dass sie im Laufe der Jahre durch die Hände von Johanna Ey gingen. Dabei ist jedoch stets zwischen der privaten Kunstsammlung der Galeristin und dem Galeriebestand zu unterscheiden – wobei die Grenzen hier durchaus fließend waren. Bei vielen Werken in der Galerie handelte es sich zudem um Kommissionsware, die Eigentum der jeweiligen Künstler und Künstlerinnen blieb. Dazu zählte beispielsweise auch Hein Heckroths Selbstbildnis von 1928 (Abb. 6). Das Gemälde gehörte spätestens seit 1929 zu den in der Galerie Ey ausgestellten Werken. Auf einer Fotografie, die Johanna Ey anlässlich ihres 65. Geburtstages im März 1929 zeigt, ist es neben vielen weiteren Kunstwerken, etwa von Robert Pudlich oder Bruno Goller, im Hintergrund zu erkennen. Johanna Ey gab das Gemälde zu einem bislang ungeklärten Zeitpunkt – wahrscheinlich Anfang der 1930er-Jahre – an Hein Heckroth zurück. In das Düsseldorfer Stadtmuseum, wo es heute Teil der Dauerausstellung ist, gelangte das Gemälde nicht über Johanna Ey, sondern erst nach Heckroths Tod über dessen Frau Ada.

5  Unbekannter Fotograf, Hein Heckroth, Ada Heckroth, Johanna Ey und Arthur Kaufmann in
Düsseldorf, um 1928–1930, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, F 52

6  Hein Heckroth, Selbstbildnis, 1928, Öl auf Leinwand, 64 x 56 cm, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, B 724

Neben der Kommissionsware erhielt Johanna Ey immer wieder auch einzelne Arbeiten als Geschenke von den Künstlerinnen und Künstlern aus ihrem Umfeld oder erwarb sie direkt bei ihnen. Bereits im Jahr 1924 hatte sie beispielweise eine größere, heute jedoch nicht mehr vollständig rekonstruierbare Anzahl von Werken von Max Ernst aus dessen früher Pariser Zeit erworben, um dem Künstler so eine Reise nach Südostasien zu ermöglichen.[10] Um den Ankauf finanzieren zu können, war sie gezwungen gewesen, einen Kredit aufzunehmen. In den Folgejahren musste Johanna Ey aber feststellen, dass diese Investition sie vor ein ungeahntes Problem stellte: Zwar wurden die Werke von Max Ernst von den Künstlerinnen und Künstlern in ihrem Umfeld sehr geschätzt, sie ließen sich im nach wie vor eher konservativen Düsseldorf aber kaum verkaufen. Gerade einmal drei Verkäufe von Max Ernsts Werken durch Johanna Ey können heute als gesichert gelten. Demgegenüber stehen mindestens 17 Arbeiten, die bis in die 1930er-Jahre durch Tauschgeschäfte in den Besitz von Personen aus dem Umfeld Eys gelangten – vor allem von Künstlerinnen und Künstlern, deren für den Kunstmarkt häufig gefälligere Werke Johanna Ey leichter verkaufen konnte. Zu diesen Künstlern gehörte wohl auch Hein Heckroth. Wenngleich es in diesem Fall keine direkten Belege dafür gibt, ist davon auszugehen, dass auch Heckroth „seinen“ Max Ernst – das Gemälde „Castor and Pollution“ von 1923 – im Tausch gegen eigene Arbeiten erhielt, da sich eine Reihe seiner Werke auch nach seinem Weggang aus Deutschland noch in Johannes Eys Besitz nachweisen lassen.[11] Hierzu zählt unter anderem das Gemälde „Dame mit Vase“ (Abb. 7), das auf einer Fotografie der Ausstellungsräume der Galerie Ey neben Werken von Max Ernst, Gert Heinrich Wollheim, Bruno Goller oder Franz Wilhelm Seiwert hinter Johanna Ey zu sehen ist (Abb. 8). Das Bild verblieb bis Mitte 1934 im Besitz der Kunsthändlerin, ehe es der damalige Direktor der Kunstsammlungen, Fred Kocks, gemeinsam mit weiteren Werken als Sicherheit für eine Mietschuld Johanna Eys bei der Stadt Düsseldorf auswählte, wodurch es letztlich in städtischen Besitz gelangte.

Als Johanna Ey 1931 in Zeiten großer ökonomischer Not versuchte, für sich und ihre Künstlerinnen und Künstler eine breitere Öffentlichkeit zu schaffen, entschloss sie sich, ihre beachtliche Kunstsammlung auf Reisen zu schicken und zugleich einen Sammlungskatalog herauszugeben. Die Wanderausstellung führte über Köln nach Königsberg, Mannheim und schließlich nach Wiesbaden. Die ursprünglich geplante Station in Chicago ließ sich aufgrund von Devisenschwierigkeiten nicht mehr verwirklichen. Hein Heckroth war an allen Ausstellungsorten und im Sammlungskatalog prominent mit mehreren Werken vertreten.

Als Hein Heckroth Deutschland 1933 verließ, blieb – anders als bei der Rheinische Sezession – der Kontakt zu Johanna Ey in diesen für beide schwierigen Zeiten zunächst weiterhin bestehen. Gemeinsam mit dem niederländischen Mäzen, Sammler und Maler Bob Visser, bei dem sich Heckroth zwischenzeitlich aufhielt, beschaffte er Johanna Ey im März 1933 eine Fahrkarte nach Mallorca und etwas Geld für ihre zweite Spanienreise, wie sie 1936 in ihren Erinnerungen festhielt: „Um etwas aus dieser aufregenden Zeit heraus zu kommen, überbrachte mir der holländische Maler Bob Gesinus Visser zusammen mit dem Bühnenbildner Hein Heckroth aus Essen eine Fahrkarte über Paris – Barcelona nach der Insel Mallorca mit der Mitteilung, daß auf einer Bank in Palma 600 Peseten zu meinem dortigen Aufenthalte bereit lägen.“[12] Auch Johanna Ey war von sich aus weiterhin um Kontakt mit „ihren“ Künstlerinnen und Künstlern bemüht, von denen ein großer Teil, wie Hein Heckroth, das Rheinland längst verlassen hatten. Sie hielten die Kunsthändlerin mit Briefen über ihre aktuelle Lage, ihr künstlerisches Schaffen oder anstehende Ausstellungen auf dem Laufenden. In einem Brief an den spanischen Maler Jacobo Sureda vom 15. November 1933 berichtete Johanna Ey beispielsweise über Heckroth: „[Er] ist mit der Tanzgruppe ‚Hans Joost‘ […] nach New York gegangen. Sie haben erst ein Gastspiel in ‚den Haag‘ in Holland gegeben, dann in London, dann wieder in Brüssel, von da über Spanien über San Vigo nach Amerika gefahren. In 12 Tagen waren sie in New York. Er schreibt voller Begeisterung er macht zu gleicher Zeit eine große Ausstellung […]. [Er] ist glücklich mal endlich aus Essen an der Ruhr zu sein; er hat recht, er ist kein Miesmacher, sondern ein tüchtiger Arbeiter, der was kann und fleißig ist, er schafft es schon; […] ich wünsche, daß er dort festen Fuß fassen kann, er verdient es sicher.“[13] Hein Heckroth hat es geschafft.

7  Hein Heckroth, Dame mit Vase, 1929, Öl auf Leinwand, 67 x 82 cm, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, B 743

8  Johanna Ey in den Ausstellungsräumen ihrer Kunsthandlung am Friedrichsplatz (mit Werken von Bruno Goller, Gert Heinrich Wollheim, Max Ernst, Hein Heckroth u. a.), um 1930, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf

[1] Zum Jungen Rheinland siehe zuletzt Andrea von Hülsen-Esch/Daniel Cremer/Jens-Hennig Ullner (Hg.), Das Junge Rheinland. Gegründet, gescheitert, vergessen?, Berlin 2021; Daniel Cremer/Kay Heymer (Hg.), Das Junge Rheinland. „Zu schön, um wahr zu sein“, Ausst.-Kat. Kunstpalast, Düsseldorf, Köln 2019.

[2] [Walter Cohen,] Das Junge Rheinland Düsseldorf (Werbeschrift), in: I. Ausstellung Expressionisten, Ausst.-Kat. Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf 1919, S. 78–80.

[3] Karl Koetschau an Ernst Carl Friedrich te Peerdt, 21. Februar 1919, Düsseldorf, Stadtarchiv, 0-1-3-902.

[4] Zur Auflösung und Wiederbegründung des Jungen Rheinlands und den Umständen des Zusammenschlusses zur Rheinischen Sezession siehe zuletzt Daniel Cremer, Otto Pankok im Jungen Rheinland und in der Rheinischen Sezession (1927–1935), in: Katja Szymczak/Moritz Pankok (Hg.), Stern und Blume. Reprinted – Revisited, 2 Bde., Berlin 2022, Bd. 2, S. 36–47.

[5] Hein Heckroth, Bildnis eines Mannes, 1929, Öl auf Leinwand, 100 × 74,2 cm, Museumslandschaft Hessen Kassel, M 1977/4. Vgl. M. A. St., Düsseldorfer Kunstausstellungen. Die Porträt-Ausstellung in der Kunsthalle, in: Düsseldorfer Stadt-Anzeiger, 18. Oktober 1929.

[6] Rundschreiben des Vorstands der Rheinischen Sezession, Düsseldorf, 13. Oktober 1928, Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-3-903.0171.

[7] Beispielsweise bei Dr. M. Sch., Gemälde von Heinrich Heckroth, in: Essener Allgemeine Zeitung, 22. September 1932.

[8] Hein Heckroth, Scene (Drei Schauspieler im Kostüm), 1932, Öl auf Leinwand, 101,5 × 75 cm, Ketterer Kunst Auktionen, Auktion 380, 4. Juni 2011.

[9] Karlheinz Gabler, Hein Heckroth 1901–1970, Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen Kassel, Kassel 1977, S. 27.

[10] Hierzu ausführlich Ulrich Krempel, Max Ernst, Johanna Ey und Düsseldorf – Die Spuren einer „menage à trois“, in: Ulrich Krempel (Hg.), Sprengel macht Ernst, Ausst.-Kat. Sprengelmuseum Hannover, 2006,
S. 9–18.

[11] Max Ernst (in Zusammenarbeit mit Robert Desnos), Castor und Pollution, 1923, Öl auf Leinwand, 73 × 100 cm, Privatbesitz.

[12] Zitiert nach Anette Baumeister, Treffpunkt „Neue Kunst“. Erinnerungen der Johanna Ey, Düsseldorf 1999, S. 165.

[13] Johanna Ey an Jacobo Sureda, 15. November 1933, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf; das Zitat: ebd., S. 204f.


LAUDATIO AUF ULRICH RASCHE

Bettina Hering
Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele

Sehr geehrte Festgemeinde,

lieber Uli,

ich danke der Hein-Heckroth-Gesellschaft für die Einladung, hier die Laudatio auf unseren Preisträger Ulrich Rasche halten zu dürfen, und Dir Uli, dass Du mich dafür gewünscht hast, also für Dein Vertrauen.

Ein gut honorierter Preis, der ausschließlich Bühnenbildner*innen ehrt und dies nicht im Verbund mit anderen Disziplinen, ist mehr als selten. Dass dieser mit der Persönlichkeit von Hein Heckroth verbunden ist, macht ihn umso wertvoller. Der Buchdrucker und Schriftsetzer, der Maler, Bühnenbildner und Kostümbildner war, Sie wissen es alle, ein Quereinsteiger in den Tanz und Ballettbereich, in das Musik- wie das Sprechtheater. Wie so viele Kolleginnen und Kollegen, das macht dieses Metier bis zum heutigen Tag auch so vielfältig, gesegnet mit einer riesigen künstlerischen Bandbreite und offen für glücklicherweise nach wie vor sehr unterschiedliche Biografien. Auch Ulrich Rasche hat nicht klassisch Bühnenbild studiert, sondern, unklassisch, Kunstgeschichte. Hein Heckroth war zudem ein Künstler, der seine Kunst trotz des erzwungenen Exils weiter ausübte, wie zum Hohn mit großem Erfolg. Dafür gibt es keinen Vergleich, nur so viel, auf jeden Fall war er auch ein Überlebenskünstler.

Ulrich Rasche hat sich mit Kunst befasst und weniger mit Technik, was man auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt vermuten würde anhand seiner oftmals, aber nicht immer, gewaltigen, immer äußerst prononcierten, so noch nie gesehenen, wirkungsvollen Kunstinstallationen für die Bühne. Richard Serra hat ihn, so sagt er, gleichermaßen beeindruckt wie beeinflusst, Donald Judd, die amerikanischen Minimalisten der ausgehenden fünfziger und der sechziger Jahre mit ihrer, verkürzt gesagt, Reduktion auf geometrische Grundstrukturen. Auch Andy Warhols Film „The Chelsea Girls“ war eine frühe Inspiration.

Diese ästhetischen Vorbilder kann man wahrnehmen, wenn man die Bühnen von Ulrich Rasche sieht, erlebt, bewundert.

Die Ästhetik ist das eine, was aber ist alles andere, dass diese Bühnen zum Erlebnis macht für die Spieler*innen wie für die Zuschauer*innen, die technischen Direktor*innen, die Werkstätten wie für die Intendant*innen und Geschäftsführer*innen? Und die vielen anderen, die mit der Planung, Umsetzung und Herstellung betraut sind, wobei jede Phase in sich sehr komplex ist?

Zum einen muss ganz klar auf den Tisch: Ulrich Rasche ist auch Regisseur, sein Regisseur. Das heißt: Eine der vielen Abhängigkeiten – im positiven Sinne könnte man diese auch als Unterstützungen deklarieren –, die ein Bühnenbildner hat, und darunter ist die Abhängigkeit von der Regie mit Sicherheit die grundlegendste und meistens auch diffizilste im künstlerischen Sinne – für den finanziellen Bereich sind ja wieder andere Menschen zuständig –, hat Ulrich Rasche quasi ausgebremst. Ich behaupte, dass es leichter ist (ob Du das wohl auch so siehst?), wenn Du mit Dir als Regisseur und mit Deinen Mitarbeiter*innen Deine nicht nur äußerst kühnen, sondern auch spektakulär großartigen, aber auch absolut spielentscheidenden Setzungen vornehmen kannst resp. sie aus einem Guss entwickelst und in Deinem ästhetischen Vokabular über die Jahre weiter daran baust resp. Dein Vokabular erweiterst. Was Du geradezu sinnbildlich vor Kurzem erfolgreich gemacht hast, als Du Dein Bühnenbild für die Inszenierung von 2019 im Residenztheater von Hugo von Hofmannsthals ELEKTRA für die gleichnamige Oper von Richard Strauss am Grand Théâtre de Genève weitergesponnen hast. Als Regisseur - und als Bühnenbildner.

Doch wir müssen nochmals zwei, drei Schritte zurückgehen. Eine Deiner ersten Inszenierungen, SINGING! IMMATERIELL ARBEITEN, mit der Du 2004 Furore gemacht hast, fand im entkernten Palast der Republik statt. Ich zitiere Dich:

„Ziel der geplanten Inszenierung war es, den historisch aufgeladenen Ort und die ihm eingeschriebenen sozialpolitischen Implikationen für eine chorische Performance nutzbar zu machen. Wir wollten das Arbeiterlied in die Form eines zeitgemäßen politischen Protestsongs überführen, ohne dabei die vielseitige und ambivalente Geschichte des Ortes zu unterschlagen: als andauernde Bewegung marschierender Menschen, als Choreographie, die den Kampfgeist eines revolutionären Klassenbewusstseins zeigte und zugleich die Gefahr und Monumentalität politischer Paraden, ihre Leere und Instrumentalisierung, bildnerisch inspiriert von der Licht-Raum-Bewegung eines László Moholy-Nagy für Piscators politisches Theater.

Mit lichtstarken Scheinwerfern warfen wir eine Art 40 Meter langen Zebrastreifen auf den Boden; die Felder wechselten im Takt live eingespielter elektronischer Musik, in dem Gruppen von Sänger;innen und Schauspieler:innen vom hinteren Ende des Licht/Raum/Zeit-Kontinuums die „Straße“ querten, dann links und rechts hinter den Tribünen zurückgingen, um die Parade neu zu beginnen.“

Diese Deine Beschreibung beinhaltet vieles von dem, was Deine auch bildnerische Arbeit auszeichnet. Lassen Sie es uns mit dem Trailer von Büchners WOYZECK verbinden, den wir vorhin gesehen haben. Zuerst war da das Wort, der Text, die Vorlage mit ihrer Sprache. Dann kam der Schritt, die Bewegung. Dann erfassten wir die Bühne, das Licht, die Spieler*innen in ihren Kostümen: und über allem die Musik, der Rhythmus. Auch der Rhythmus des Gesprochenen.

Welches Huhn und welches Ei in welcher Reihenfolge zuerst da ist, das ist für mich bei Deinen Überlegungen und Entscheidungen von außen beobachtet gar nicht einfach festzustellen. Aber vielleicht gibt es keine Abfolge im klassischen Sinn? Vielleicht ist das ein wertvoller Hinweis, dass alles mit allem in jeder Minute verzahnt ist? Dass es so viele Zähne und Zähnchen, obwohl, für Zähnchen bist Du ja eigentlich nicht zuständig, gibt, die ununterbrochen ineinandergreifen und die Maschinerie des Bühnengeschehens zum Laufen bringen?

Du bist wie jeder und jede Theatermacherin immer auf der Suche nach dem richtigen Text für den richtigen Ort. Denn der Ort, in dem Deine Objekte, Deine Bilder stehen, er ist ein gewichtiger Mitspieler. Aber mindestens ebenbürtig ist der Text, oder ist er doch das Fundament – oder zumindest immer wieder?

Der ikonische Palast der Republik war ein solch prominenter Mitspieler, der durch seine auch technischen Möglichkeiten die Inszenierung maßgeblich mit geformt hat. Die Bühnen, die Du danach erobert hast, hatten und bieten andere technische Möglichkeiten, auch finanzielle, muss man gerechterweise anfügen. Für diese Theater- und Opernbühnen hast Du nicht die bestehenden Drehbühnen benutzt, Du bautest Scheiben, die sich nicht nur drehen, sondern auch auf- und niederbeugen, ja, fast müsste man sagen, auf- und niederbäumen können, lichtdurchlässige Stahltiere, Interventionen im Raum, dann wiederum Installationen, die sich wie Raupen am Stand bewegen, Walzen, die im Schnürboden gesichert werden, riesige und versteckte Laufbänder, Bühnenbilder, die für sich zum Staunen sind. Es sind Kunstwerke einer technoiden, industrialisierten, futuristischen und doch zeitlosen Zeit, einer eigens erschaffenen, permanent bewegten Welt, einer Finsternis wie am ersten Tag, von gleißendem Licht durchzogen. Der Mensch bildet in diesem Universum mehrere Zähne des Gebisses, um im Bild zu bleiben, nicht aber die Weisheitszähne. Er muss sich bewegen, mitdrehen, er wird mitgedreht, es gibt kein Entkommen, Tag wie Nacht, zu allen Zeiten.

Und die Menschen, die Schauspielerinnen, die die Figuren verkörpern, wozu sind sie aufgefordert? Zu allerhöchster sprachlicher und physischer Konzentration, sie brauchen Synapsen, die verkraften können, dass die Sinne gleichzeitig hochtourig beschäftigt sind; in der Sprache, im Chor, in der Bewegung, in der Musik, in der Präzision, im Licht. Es braucht Kolleginnen und Kollegen, die mit-tun und die miteinander-tun, die die formalen Vorgaben erfüllen und darüber hinaus durch ihre Persönlichkeit diese zum Blühen bringen und dadurch die Inhalte ans Publikum vermitteln können. Die permanente Drehung und die Geh- und Sprechrhythmen der Textpartitur, die die begleitende Musik mit den Live-Musikern herausfordert, lassen Proben entstehen, in denen geübt wird, getestet, in denen Teile immer wieder miteinander verwoben werden. Proben, die alle körperlich auslaugen - und euphorisiert zurücklassen.

Ein Gesamtkunstwerk? Ein Gesamtkunstwerk.

Pina Bausch, Lucinda Childs und William Forsythe lassen ebenfalls grüßen.

Wie man solche Bühnenbilder, und in der Verlängerung: solche Inszenierungen, umsetzt? Mit mehr als guten Nerven. Und mit vielen Mitarbeiter*innen, mit innovativen technischen Abteilungen, mit Intendant*innen, die Kunst ermöglichen wollen und mit sehr guter Vorbereitung und Wissen auf Deiner Seite, was man genau mit wem wie erzählen will.

Die Bühnenbilder von Ulrich Rasche sind Zumutungen, Aufforderungen, Anforderungen, Berge, die es zu erklettern gibt für die erwähnten Berufsgruppen – und absolute Erlebnisse für das Publikum. Sie sind Bilder, nein, sie erzeugen stupende Bilder, die sich einprägen, einfräsen, die im besten Falle deckungsgleich mit dem Text sind, den man noch nie so gehört, aber vor allem, noch nie so erlebt hat.

Mir ist das zum Beispiel mit Deinen Schillerschen Räubern passiert. Dass sich zu der Räuberbande, die auf dem Räderwerk zur Vernichtung schreitet, so viele Assoziationen häufen, andere Bilder des Tages, aktuelle Bilder von orthodoxen, radikalisierten Männergruppen, soghaft und so, dass wir wissend um die Gefahren des Sogs und der Verführung zum Schlechten zusehen und gleichzeitig erleben, wie schwer wir uns dem entziehen können, das war großartig und beeindruckt mich bis heute.

Und führe uns in Versuchung, das könnte über allen Inszenierungen von Ulrich Rasche stehen.

Wenden wir uns noch kurz einem anderen angewandten Beispiel zu, der Inszenierung von DIE PERSER von Aischylos, die bei den Salzburger Festspielen 2018 Premiere hatte. Im Landestheater. Das Landestheater ist mit seinen 700 Plätzen und vor allem seinen Bühnenmaßen ein verhältnismäßig kleines Theater. Ein Theater, in dem man keine Inszenierung von Ulrich Rasche vermuten und ansetzen würde. Genau das haben wir aber gemacht, gegen alle Widersprüche, die es dazu gab. Die Idee war, dass die große Scheibe, auf der die Soldaten euphorisch in den Krieg ziehen und auf der sie jämmerlich diesen grotesken Angriff, die Schlacht von Salamis, verlieren, wie ein Ufo in diesem Theater landet, dass die zweite, kleinere Scheibe, in der die Frauen aus den Trümmern versuchen eine Demokratie zu erschaffen, weit in den Zuschauerraum ragt und so das Landestheater als Ganzes mit der Livemusik regelrecht erschüttert wird. Das ist auch aufs Beste gelungen, und DIE PERSER haben erfreulicherweise das Herz und das Interesse der Zuschauenden und den Nestroy-Theaterpreis für die beste Inszenierung im deutschsprachigen Raum gewonnen.

DIE PERSER, die wir gemeinsam bestritten haben, aber nicht nur bestritten, sondern auch genossen, haben aufs Schönste bewiesen, wie ein konzises Konzept und eine schlagende dramaturgische Idee einen Bühnenraum mit einem Bühnenbild, das diesen ernst nimmt und herausfordert, verändert und das Publikum mit ihm. Denn Zurückhaltung war hier nicht möglich.

Das nächste gemeinsame Abenteuer steht unmittelbar bevor: Lessings NATHAN DER WEISE. Dieses komplexe Ideentheater, Herzstück der Aufklärung, soll, dieses Mal auf der Perner-Insel in einem Industriebau, einer alten Saline – Sie sind herzlich eingeladen, sich die Inszenierung ab dem 29. Juli anzusehen –, den so fundamental wichtigen Toleranzgedanken nochmals aufrufen, ja, anrufen, um zu sehen, ob er noch oder wieder oder welchen Boden er findet. Die Bühne von unserem Preisträger Ulrich Rasche ist betörend, so viel ist zu verraten. Der Regisseur Ulrich Rasche ringt mit dem Stoff, das weiß ich aus verlässlichen Quellen. Auch das macht das gesamte Unternehmen spannend. Sie wissen schon, aus Reibung entstehen Funken. Die Überschrift auch für dieses Unternehmen haben wir ja bereits: Und führe uns bitte in Versuchung.

In diesem Sinne, auf dieses nächste Mal! Auf viele weitere Deiner Bühnenkunstwerke in allen Disziplinen!

Und nun möchte ich Dir endlich zur Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises 2023 sehr herzlich gratulieren! Ich freue mich für Dich, für uns, für das Theater, für die Kunst!


Aischylos: DIE PERSER, Regie und Bühne: Ulrich Rasche, Premiere: 18.08.2018, Salzburger Festspiele, Koproduktion mit dem Schauspiel Frankfurt

VERLEIHUNG DES HEIN-HECKROTH-BÜHNENBILDPREISES 2023 AN ULRICH RASCHE

Ayse Asar
Staatssekretärin im Hessischen Ministerium
für Wissenschaft und Kunst

Dr. Marcus Kiefer, Ulrich Rasche, Staatssekretärin Ayse Asar

Lieber Herr Rasche,

nach dieser wunderbaren Laudatio darf ich Ihnen nun den Preis verleihen und den Text der Urkunde verlesen:

„Die Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V. verleiht den vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gestifteten Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2023 an Ulrich Rasche in Anerkennung der herausragenden künstlerischen Qualität seiner bühnenbildnerischen Arbeit.“

Zur Begründung der Preisvergabe zitiert die Urkunde Olaf Altmann, den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreisträger des Jahres 2021:

„Ulrich Rasche hat eine vollkommen neue, tiefgründige, intensive und zugleich spektakulär überwältigende Theatersprache erschaffen. Unabdingbar für diese Theatererfindung sind seine Räume, zwingend dem Geschehen auf der Bühne zugeeignet und durch kein anderes Bühnenbild ersetzbar. Diese gewaltigen, in ihrer unerbittlichen Mechanik bedrohlich faszinierenden Maschinen stehen bereits als Kunstwerke für sich selbst und ermöglichen zugleich das die Darsteller zu Höchstleistungen herausfordernde Bühnengeschehen. Nicht zuletzt begeistert die Überzeugungskraft, mit der Ulrich Rasche dem oft allzu routinierten Theaterbetrieb seine technisch und finanziell rahmensprengenden Bühneninstallationen abringt.“

Herzlichen Glückwunsch!


DANK FÜR DIE VERLEIHUNG DES HECKROTH-PREISES UND LAUDATIO AUF FÖRDERPREISTRÄGERIN STELLA LENNERT

Ulrich Rasche

Editorische Notiz: Ulrich Rasche hat für seine Dankesrede und die Laudatio auf Stella Lennert kein ausgefeiltes Redemanuskript verwendet, sondern manche Formulierung spontan und frei gewählt. Der vorliegende Redetext beruht auf der Verschriftlichung einer Audiodatei. Der gesprochene Text wurde möglichst wortgenau transkribiert und dabei geringfügig gekürzt und sprachlich geglättet.


Meine Damen und Herren,

was heute Morgen über mich und meine Arbeit gesagt wurde, freut mich sehr. Herzlichen Dank für die Anerkennung und das viele Lob!

Ich bin gerührt hier in Gießen ausgezeichnet zu werden, nicht allein weil ich Hein Heckroth für einen außergewöhnlichen Künstler halte, sondern auch weil Georg Büchner, der für meine Arbeit so wichtig ist, mit dieser Stadt so eng verbunden ist. Es ist eine besondere Ehre für mich, diesen Preis hier zu erhalten. Ich bin ein Unterstützer der Pflege des kulturellen Erbes, und es ist großartig, dass dieses Stadttheater, dass die Stadt Gießen – und insbesondere die Bürger*innen dieser Stadt –, aber auch das Land Hessen dazu beitragen, dass eine solche Preisverleihung und die damit verbundene Erinnerung an Hein Heckroth stattfinden kann.

Olaf Altmann danke ich sehr dafür, dass er mich für diesen wunderbaren Preis vorgeschlagen hat. Ebenso danke ich dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und ganz besonders der Hein-Heckroth-Gesellschaft. Ich fühle mich geehrt, als Preisträger in einer Reihe mit Künstler*innen zu stehen, deren Verdienste für das Theater ich in besonderem Maße schätze. Und ich bin wirklich stolz, dass meine Arbeit nun mit dem Namen Hein Heckroth verbunden ist, dessen Leben und Werk in der Kunst und Theatergeschichte eine einmalige Position einnimmt.

Bettina Hering hat es erwähnt: Ich habe Kunstgeschichte studiert, auch Literaturwissenschaften. Das Arbeitsfeld Bühnenbild habe ich hingegen autodidaktisch erkundet. Das funktionierte nach „Versuchen und Irrtum“, und das funktionierte auch, und das ist überhaupt nicht zu unterschätzen, mit der Hilfe vieler engagierter Mitarbeiter*innen. Es ist mir wichtig zu erwähnen, dass hinter diesen teilweise gigantischen Arbeiten eine Vielzahl von Menschen steht, die oft gar nicht erwähnt werden: Konstrukteur*innen, technische Leiter*innen, Werkstattleiter*innen, aber auch die Technik selbst, die diese Objekte herstellt. Ich liebe den Moment, wenn ich in die Konstruktionsabteilung der Häuser gehe und mir gezeigt wird, wie die im Modell erdachten Bühnenbilder in der Realität aussehen werden. Ich freue mich insbesondere, dass heute Sabine Mäder und Franz Dittrich, zwei für mich inspirierende Mitarbeiter*innen, anwesend sind, mit denen zusammen ich einige der schönsten Arbeiten realisieren konnte. Vielen Dank euch beiden für eure Unterstützung!

Ich bin außerordentlich beeindruckt, wie die Hein-Heckroth-Gesellschaft in der Geburtsstadt Heckroths, in Gießen, mit Ausstellungen und vor allem mit der Verleihung des Bühnenbild-Preises dieses großen Künstlers gedenkt. Auch die Vergabe des Förderpreises hat sich die Heckroth-Gesellschaft zur Aufgabe gemacht. Ich freue mich, dass Sie meinem Vorschlag, den Preis in diesem Jahr an Stella Lennert zu vergeben, gerne gefolgt sind.

Liebe Stella! Deine Arbeiten sind ein Angriff auf die Welt, wie wir sie kennen, auf die Welt des Theaters und ihre festgefahrenen Stereotypen und Repräsentationen. Realismus spielt dabei keine Rolle oder ist keine Kategorie, mit der du dich lange aufhältst. Deine Arbeiten öffnen sich teilweise als verführerischer Mund, aber auch als aggressiver Schlund, in die Betrachter*innen hineingezogen und ihrer gewohnten Orientierung enthoben werden - wie im Falle Pinocchios: Im Innern des Walfisches offenbart sich ihm eine Welt der ungeahnten Möglichkeiten. Raum und Zeit sind in diesem menschenfernen Universum außer Kraft gesetzt. Oben und unten, rechts und links, das sind Koordinaten, die hier scheinbar keine Gültigkeit mehr haben. Ob Stella Lennert Bühnenräume für den Theaterregisseur David Moser, Operninstallationen für die Gruppe Tutti d*amore oder VR-Räume an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund entwirft – überall löst sich die bekannte Welt in vielen Perspektiven auf, die den Zuschauer*innen bisher unbekannt waren.

In Stellas radikalsten Arbeiten, die sie für die VR-Brille entworfen hat, ist folgerichtig auch der Mensch gar nicht mehr zu sehen. Die Welt der Fauna und Flora hat das Zeitalter des Anthropozäns überwuchert und abgelöst. Grellrosa leuchten da die übergroßen Zungen der drei lackschwarzen Höllenhunde, die Stella für „Orpheus in der Unterwelt“ entworfen hat. Und die Blätter der ohnehin schon künstlich erscheinenden Monstera-Pflanze erwachsen auf der Bühne zu einer meterhohen Skyline, die den Standpunkt der Betrachter*innen auf ein Minimum reduziert und somit Schrecken und Faszination gleichzeitig auslöst. Pinke Krokodile zieren den Springbrunnen einer Bühne für die „Bakchen“. „Fake it till you die bakchen“ ist der Titel dieser Arbeit und beschreibt damit ein entscheidendes Merkmal des noch jungen Werkes dieser Ausnahmekünstlerin. Denn in Stella Lennerts Arbeiten verweist alles stets auf die Oberfläche und Künstlichkeit von Theater und Welt. Alles ist kaschiert. Die Welt ist eine Replik ihrer selbst. Abzüge, 3D-Drucke oder Bildschirmschoner sind Imitate der Wirklichkeit, die sich selbst zitiert und vielfach reproduziert. Die Unterscheidung von Original und Fälschung hat schon ihr berühmter Vorfahre, der Pop Art-Künstler Andy Warhol, für nichtig erklärt. Mit ihm verbindet sie der Fetisch der glänzenden Oberflächen.

Jedoch mehr als Warhol selbst verankert Stella in ihren Arbeiten eine Kritik an der Typisierung und Objektifizierung von Mensch und Körper, genauer gesagt: des weiblichen Körpers. Die Auseinandersetzung mit dessen „Konsumierbarkeit“ ist ein weiteres zentrales Merkmal all ihrer Arbeiten. Wie ironisch und leicht sich solche Themen im Theater verhandeln lassen, das hat mich immer wieder erstaunt! Mit Verblüffen nahm ich auch ihr Selbstporträt wahr, das sie mit einem Miniaturmodell von Schloss Alfter zeigt, dem väterlichen Schloss von Roger Willemsen, das sie sich für die Kamera selbstbewusst und gleichzeitig respektlos unter den Arm geklemmt hat. Auf einem anderen Bild räkelt sich Stella auf dem Boden liegend in einer Venusmuschel, die mit rosa Latex ausgestattet ist. Feministisch sollte sowieso jeder sein – das hast du mir neulich in einem Gespräch zugerufen. Ja, liebe Stella, das sollten wir – und da gibt es noch viel zu tun. Deswegen freue ich mich, dass die Hein-Heckroth-Gesellschaft meinem Vorschlag gefolgt ist, den Hein-Heckroth-Förderpreis 2023 an Stella Lennert zu verleihen.

Herzlichen Glückwunsch, Stella – und viel Erfolg weiterhin!


VERLEIHUNG DES HEIN-HECKROTH-FÖRDERPREISES 2023 AN STELLA LENNERT

Frank-Tilo Becher
Oberbürgermeister der Stadt Gießen

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Asar,

sehr geehrter Herr Dr. Kiefer,

sehr geehrter Herr Rasche,

sehr geehrte Frau Lennert,

es ist für Gießen eine besondere Ehre und Freude, dass in unserer Stadt der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis vergeben wird. Er unterstreicht, welche besondere Rolle Theater in Gießen spielt: Das Stadttheater ist Ausdruck bürgerlichen Gemeinsinns mit einer großen Tradition, das Institut für Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen ist Kaderschmiede der freien Theaterszene, und ganz allgemein gesprochen ist das Theater als Ort und Form ein wichtiges Angebot für die Bürger Gießens, über die Gesellschaft, über die Welt, in der wir leben, und darüber, wie wir leben wollen, zu reflektieren.

Zur besonderen Bedeutung, die das Theater in Gießen hat, gehört auch der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis, dessen Namensgeber ein Sohn dieser Stadt ist. Bereits zum elften Mal richtet sich in diesem Jahr der Fokus auf die Kunst des Bühnenbildes, indem die Arbeit eines herausragenden Bühnenbildkünstlers sowie einer Nachwuchskünstlerin in diesem Fach mit dem – soweit ich weiß – europaweit einzigen spezifisch nur für das Bühnenbild geschaffenen Preis ausgezeichnet wird.

Ich bin sehr dankbar, dass die Idee für diese Auszeichnung in unserer Stadt entstanden ist und der Preis kontinuierlich alle zwei Jahre verliehen wird. So trägt der Hein-Heckroth-Preis überregional zum Ruf Gießens als lebendiger Kulturstadt bei. Mein herzlicher Dank hierfür geht an die Hein-Heckroth-Gesellschaft mit ihrem Vorsitzenden Dr. Marcus Kiefer und insbesondere an die Begründerin der Gesellschaft, Organisatorin und treibende Kraft hinter den Preisverleihungen, an Sie liebe Dietgard Wosimsky.

Ich danke auch dem Stadttheater und seiner Intendantin Simone Sterr dafür, dass diese wichtige Veranstaltung hier auf der Bühne stattfinden kann, auf der wir immer wieder neue, spannende Bühnenbilder erleben können.

Kein Theater ohne Bühne, keine Bühne ohne Bühnenbild. Das Bühnenbild ist eine interdisziplinäre und komplexe Form. Architektur, Licht, Farben, Stoffe, Bilder und seit einigen Jahren auch Video bilden nicht nur den Rahmen für die jeweilige Inszenierung, sondern interagieren mit ihr. Was für das Bühnenbild gilt, gilt für das Theater insgesamt erst recht – es ist spartenübergreifend, interdisziplinär, vielfältig.

In der Satzung der Hein-Heckroth-Gesellschaft steht: „Mit dem Hein-Heckroth-Förderpreis sollen junge Künstlerpersönlichkeiten ausgezeichnet werden, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen. Alle zwei Jahre wird der Preisträger vom Hauptpreisträger benannt.“

Herr Rasche hat Sie, liebe Frau Lennert, für den Nachwuchspreis ausgewählt. Es ist mir eine große Freude und Ehre, Ihnen heute diesen Preis, den die Stadt Gießen auslobt, zu überreichen.

Sie stehen in besonderer Weise für die Interdisziplinarität des Bühnenbildes. Ihr künstlerisches Œuvre offenbart insgesamt Ihre Vielseitigkeit und Ihren vielseitigen Zugang zum Bühnenbild im Besonderen. Die erwähnte Einbeziehung von Film und Video in das Bühnenbild sind noch immer neue und inspirierende Stilmittel, die von Ihnen, Frau Lennert, sicher und bewusst eingesetzt werden. Virtual Reality, Augmented Reality und Künstliche Intelligenz sind die Elemente, deren Einsatz im Theater aktuell bereits untersucht wird. Sie, Frau Lennert, gehören zu denjenigen, die an der Erforschung und Erprobung arbeiten, nicht zuletzt als Stipendiatin an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund. Wir dürfen gespannt sein, wie sich das Theater in den kommenden Jahren verändern wird – durch den Einsatz neuer, digitaler Technologien z. B. im Bühnenbild, aber auch darüber hinaus in seiner Organisation und in seinem Selbstverständnis als Teil einer räsonierenden Stadtgesellschaft.

Möge Ihnen, sehr geehrte Frau Lennert, dieser Preis und die damit verbundene Würdigung Ihres bisherigen Schaffens, Ihrer Karriere als Bühnenbildnerin hilfreich sein und Sie ermutigen, Ihr künstlerisches Schaffen in der Welt des Bühnenbildes erfolgreich weiter zu entwickeln.

Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich!


dank

Stella Lennert

Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher, Stella Lennert, Dr. Marcus Kiefer

Vielen Dank, Herr Becher, und einen ganz herzlichen Dank an die Stadt Gießen für die Stiftung dieses Förderpreises!

Auch und vor allem danke ich der Hein-Heckroth-Gesellschaft für die Initiierung dieses einzigartigen Preises und die Organisation von Festakt und Rahmenprogramm.

Dir, lieber Uli, gratuliere ich sehr herzlich zu der hohen Auszeichnung, die du heute für dein ganz besonderes Werk erhalten hast. Und herzlichen Dank für die Laudatio! So schöne Worte über meine Arbeit habe ich noch nie gehört. Ich bin ganz hin und weg. Ich danke dir tausendfach für die Nominierung als Förderpreisträgerin. Ich hoffe, dass sich unsere Wege durch die Theaterlandschaft noch oft kreuzen werden.

Vielen Dank!

Stella Lennert, Ulrich Rasche

Kasperowski, Hering, OB Becher, Lennert, Rasche, Cremer, StS Asar, Kiefer, Wosimsky

Sabine Mäder, Ulrich Rasche und Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher

Ulrich Rasche vor dem Stadttheater


LEBENSLAUF

ULRICH RASCHE



  • Geboren 1969 in Bochum.

  • Studium der Kunstgeschichte und Komparatistik.

  • Erste Theatererfahrungen bei Jürgen Kruse am Bochumer Schauspielhaus und bei Edith Clever, Dieter Sturm und Robert Wilson an der Berliner Schaubühne.

  • Stipendiat bei Robert Wilson am Watermill Center, Long Island (New York).

  • 2002 erste Regie („Betrogen“ von Harold Pinter, Sophiensæle, Berlin).

  • Überregionale Bekanntheit durch Chortheaterprojekte („Singing! Immatriell arbeiten“, Palast der Republik, Berlin, 2004; „Kirchenlieder“, Staatstheater Stuttgart, 2005).

  • Inszenierungen u. a. für das Staatstheater Stuttgart, die Wiener Festwochen, die Volksbühne Berlin, das Schauspiel Frankfurt, das Residenztheater München, das Theater Basel, das Staatsschauspiel Dresden, das Burgtheater Wien, das Deutsche Theater Berlin und die Oper Genf.

  • 2013 Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste Berlin.

  • Drei Einladungen in Folge zum Berliner Theatertreffen (2017: „Die Räuber“, Residenztheater München; 2018: „Woyzeck“, Theater Basel; 2019: „Das große Heft“, Staatsschauspiel Dresden).

  • 2017 Auszeichnung „Bühnenbild des Jahres“ der Zeitschrift „Theater heute“ für „Die Räuber“.

  • 2017 Nestroy-Theaterpreis für „Die Räuber“ als beste Inszenierung im deutschsprachigen Raum.

  • 2018 Nestroy-Theaterpreis für „Die Perser“ als beste Inszenierung im deutschsprachigen Raum.

INSZENIERUNGEN (AUSWAHL)


  • NATHAN DER WEISE, Gotthold Ephraim Lessing, Salzburger Festspiele, 2023.

  • JOHANNES-PASSION, Johann Sebastian Bach, Staatsoper Stuttgart, 2023.

  • LEONCE UND LENA, Georg Büchner, Deutsches Theater Berlin, 2023.

  • ELEKTRA, Richard Strauss, Oper Genf, 2022.

  • ÖDIPUS, Sophokles, Deutsches Theater Berlin, 2021.

  • DAS ERDBEBEN IN CHILI, Heinrich von Kleist, Residenztheater München, 2020.

  • WOYZECK, Georg Büchner, Residenztheater München, 2020.

  • 4.48 PSYCHOSE, Sarah Kane, Deutsches Theater Berlin, 2020.

  • DIE BAKCHEN, Euripides, Burgtheater Wien, 2019.

  • ELEKTRA, Hugo von Hofmannsthal, Residenztheater München, 2019.

  • DIE PERSER, Aischylos, Salzburger Festspiele / Schauspiel Frankfurt, 2018.

  • DAS GROSSE HEFT, Ágota Kristóf, Staatsschauspiel Dresden, 2018
    (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2019).

  • WOYZECK, Georg Büchner, Theater Basel, 2017
    (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2018).

  • SIEBEN GEGEN THEBEN / ANTIGONE, Aischylos / Sophokles,
    Schauspiel Frankfurt, 2017.

  • DIE RÄUBER, Friedrich Schiller, Residenztheater München, 2016
    (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2017)

  • DAS ERDBEBEN IN CHILI, Heinrich von Kleist, Theater Bern, 2015.

  • DANTONS TOD, Georg Büchner, Schauspiel Frankfurt, 2015.

  • DIE KOSMISCHE OKTAVE, Nis-Momme Stockmann, Sophiensæle, Berlin, Kampnagel Hamburg, Kunstfest Weimar, Schauspiel Frankfurt, 2014.

  • DIE APOKALYPSE, Staatstheater Stuttgart, 2013.

  • MICHAEL KOHLHAAS, Heinrich von Kleist, Theater Bonn, 2011.

  • DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL. EIN MONOLOG NACH WOLFGANG AMADEUS MOZART, Sophiensæle, Berlin, 2010.

  • WILHELM MEISTER. EINE THEATRALISCHE SENDUNG,
    Johann Wolfgang von Goethe, Schauspiel Frankfurt, 2010.

  • SALOME, Oscar Wilde, Staatstheater Stuttgart, 2009.

  • SEESTÜCKE, Friedrich Schiller, Volksbühne Berlin, 2009.

  • THIS IS NOT A LOVE SONG, Wiener Festwochen, 2007.

  • DIE WELLEN, Virginia Woolf, Staatstheater Stuttgart, 2007.

  • WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO, Sophiensæle, Berlin, 2006.

  • KIRCHENLIEDER, Chorprojekt, Staatstheater Stuttgart, 2005.

  • SINGING! IMMATERIELL ARBEITEN, Chorprojekt, Palast der Republik, Berlin, 2004.

  • 231 EAST 47TH STREET, Andy Warhol, Sophiensæle, Berlin, 2004.

  • BETROGEN, Harold Pinter, Sophiensæle, Berlin, 2002.


Impressum


Herausgeber: Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V.

Redaktion: Dr. Marcus Kiefer

Gestaltung: UltraVIOLETT Mediendesign, Harald Schätzlein

 

© 2023 für die Texte bei den Autoren

 

Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e.V.

                        

Abbildungsnachweis

Beitrag Cremer, Abb. 1, 2: Daniel Cremer/Kay Heymer (Hg.), Das Junge Rheinland. „Zu schön, um wahr zu sein“, Ausst.-Kat. Kunstpalast, Düsseldorf, Köln 2019, S. 46, 58; Abb. 3, 4: Sammlung Ey, Düsseldorf o. J. [1931], S. 74, 93-96; Abb. 5, 6, 7, 8: Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf – Stefan Arendt/LVR-Zentrum für Medien und Bildung

DIE PERSER, Salzburger Festspiele, Inszenierungsfotos: Bernd Uhlig

Alle übrigen Fotos: Georg Kronenberg, Rabenau


Die schriftliche und fotografische Dokumentation des Festakts wurde von der Sparkasse Gießen großzügig gefördert.

Die Preisverleihung wurde von der Volksbank Mittelhessen großzügig unterstützt.